Jean Villemin
Jean Villemin besuchte die Grundschule und das Gymnasium in Frankreich und anschließend die École National Supérieur des Beaux-Arts in Nancy, wo er 1976 mit einem Diplôme national supérieur en arts plastiques abschloss. Bevor er nach Luxemburg zog, arbeitete er als bildender Künstler und freischaffender Filmemacher. Dabei führte er unter anderem öffentliche Auftragsarbeiten für das französische Kulturministerium und für die Fondation de France aus. Zwischen 2001 und 2008 hatte er eine leitende Funktion im CIGL in Esch/Alzette inne. Von 2008 bis 2012 war er mit dem Ausbau und der Entwicklung des Nationalen Bergbaumuseums in Rümelingen betraut. Nach einem Jahr als Direktor der CinéBelval SA, wurde er Koordinator beim Weiterbildungsinstitut für medizinisches Fachpersonal De Widong asbl, wo er 2016 in Rente ging.
Jean Villemin publiziert graphische Alben, die stilistisch zwischen Graphic Novels und illustrierten Büchern angesiedelt sind. Die Erzählungen sind Parabeln, die um Themen wie Vergänglichkeit, gesellschaftliche Veränderungen oder auch die Anfälligkeit der menschlichen Zivilisation gegenüber den Naturgewalten kreisen. Die Zeichnungen reichern die Atmosphäre der Texte an und im Zusammenwirken entsteht ein Raum, in dem die Leser über die, von den Texten aufgeworfenen, existenziellen Fragen reflektieren können. Häufig von lokalen oder biblischen Legenden inspiriert, ist es die Begegnung mit einem spirituellen Leiter, welche den Protagonisten dazu bewegt, sich auf die Suche nach der Verkörperung der Legende zu machen. Ziel dieser spirituellen Reisen ist jedoch immer der Weg selbst. Die traumartige Stimmung der Geschichten ist beeinflusst von den Trauminterpretationen des Psychoanalysten Carl Gustav Jung und des Mystikers und Philosophen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Georges Gurdjieff.
Vingt mille ans (2017) spielt sich in einer postapokalyptischen Welt ab und versetzt den Leser in den Alltag eines jungen Mädchens, das in der Grenzregion zu einer radioaktiv verseuchten Zone lebt. Dans la baleine (2018) erzählt vom Schicksal eines jungen Mädchens, das von einem mythischen Wal verschlungen wird und La Petite Mare (2018) folgt den gescheiterten Versuchen einen übernatürlichen Karpfen zu fangen. Indem sie die menschliche Resilienz gegenüber von Widrigkeiten bezeugen, regen die Schicksale zu einer Reflexion über die Unmöglichkeit des Menschen, die Natur zu kontrollieren an.
La Petite Gare (2019) führt die Figur des Mannes mit der gestreiften Mütze ein. Zwei Legenden aus den Bergen verleiten den Protagonisten dazu, eine spirituelle Wanderung in der Gegend um den Berg Ararat zu machen, wo Noahs Arche nach der Sintflut gestrandet sein soll. In Déluge (2020) steht eine kleine Küstengemeinschaft vor einer durch Dauerregen verursachten Flutkatastrophe, welche die Einwohner der Anwesenheit eines Wals in den Küstengewässern zuschreiben. In Le Cerf aux bois de fer (2022) verfolgt der Protagonist die Spur eines Hirschen mit Eisengeweih quer durch die Wälder der luxemburgischen Minetteregion.
Mayranouche (2020) und La véridique histoire de Mayranouche poupée de son et de tissu racontée par le chat Azad (2020) beginnen während des Genozids an den Armeniern im Jahr 1915 und folgen dem Schicksal einer Stoffpuppe auf ihrem mehrjährigen Weg von Anatolien nach New York.
L’Arbre de mille ans (2018) enthält zwei kurze Erzählungen, die sich im Iran abspielen. Während eines unvorhergesehenen Halts mitten in der Steppe, hat der Protagonist einen verstörenden Traum, der in ihm das dringende Bedürfnis weckt, den Baum des Propheten Daniel zu finden. Die darauf folgende Erzählung vom Schicksal eines Brunnenputzers, der die Wasserkanäle aus den Bergen bis zum Dorf instand hält, verhandelt den Niedergang der traditionellen Berufe angesichts des technischen Fortschritts. Der Band erschien 2017 in deutscher Übersetzung.
Villa Fidelia (2022) ist eine Sammlung von fünf kurzen Graphic Novels, die alle ihren Ausgangspunkt in einer ländlichen Idylle haben, die sich im Nachhinein als eine Illusion entpuppt.
Veröffentlichungen
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Titel Vingt mille ansJahr2017
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Titel Dans la baleineJahr2018
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Titel La Petite MareJahr2018
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Titel L'Arbre de mille ansJahr2018
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Titel La Petite GareJahr2019
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Titel DélugeJahr2020
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Titel MayranoucheJahr2020
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Jahr2021
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Jahr2022
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Titel Le Cerf aux bois de ferJahr2023
Kremer, Claude: Jean Villemin. Unter: , aktualisiert am 06.11.2024, zuletzt eingesehen am .