Wir verwenden essenzielle Cookies, um Ihnen ein besseres Erlebnis auf unserer Website zu gewährleisten. Mehr erfahren

Foto: Enrico Lunghi


Foto:
© Droits réservés/Alle Rechte vorbehalten

Enrico Lunghi

Luxemburg

Pseudonyme: Basso-Lunghi

Enrico Lunghi ist der Sohn italienischer Immigranten. Nach der Primärschule besuchte er die École des arts et métiers und studierte anschließend Baufach am Institut supérieur de technologie. Nach einem Zweitstudium der Kunstgeschichte und der Archäologie an der Universität Straßburg von 1984 bis 1991 war Enrico Lunghi von 1991 bis 1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Musée national d’histoire et d’art. Von 1996 bis 2008 leitete er das Casino Forum d’art contemporain. Dort organisierte er 1998 gemeinsam mit Jo Kox die Manifesta 2. Von 2009 bis 2016 war er Direktor des Musée d’art moderne Grand-Duc Jean (Mudam). Von 2016 bis 2024 war er Mitarbeiter des SCRIPT des Unterrichtsministeriums. Seit 2017 lehrt er Kunstgeschichte an der Universität Luxemburg.

Enrico Lunghi ist Vorstandsmitglied der luxemburgischen Sektion der Association internationale des critiques d’art (AICA).Von 2005 bis 2011 war er außerdem Präsident der International association of curators of contemporary art (IKT). Enrico Lunghi ist Kurator vieler luxemburgischer und ausländischer Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, u. a. der anlässlich der Biennale von Venedig 2009 ausgeladenen Ausstellung 100 Sexes d’artistes des belgischen Künstlers Jacques Charlier. 2024 kuratierte er die Ausstellung Me voici entre réalités et utopies in Cala Figuera auf Mallorca. Er schrieb zahlreiche Abhandlungen und Beiträge für Ausstellungskataloge und Sammelbände, u.a. für Diversité et culture (Paris 2010) oder Bert Theis: building philosophy - cultivating utopia (Luxemburg: Mudam, 2019), Filip Markiewicz (Berlin 2020), Simone Decker - Implantate, Magnificatio (Köln 2022).

Enrico Lunghi ist Autor vieler kunsthistorischer Abhandlungen wie Art contemporain à Luxembourg depuis 1970 (2007). Daneben gilt sein Interesse der Literatur, wo er sich in unterschiedlichen Genres versucht hat und dabei der Kunst immer einen zentralen Platz einräumt. Le Crépuscule d’un rêve américain ist ein autobiografischer Reisebericht mit Referenz auf Jack Kerouacs On the Road entlang der legendären Route 66 von Chicago nach Los Angeles. Die Reise bietet Anlass zu Reflexionen über die sozialen Gegensätze in der amerikanische Gesellschaft, die sich auch in der Architektur widerspiegeln. Morts au musée ist ein kriminalistischer Schlüsselroman über die sozio-kulturellen Gepflogenheiten der luxemburgischen Kunstszene, während Nous sommes heureux, ausgehend von einer roten Neonskultur gleichen Namens die befreiende und Selbsterkenntnis fördernde Wirkung zeitgenössischer Kunst thematisiert. Hier wie dort steht im Mittelpunkt der französische Journalist Antoine Deschamps und dessen künstlerisch-erotische Lebenserfahrungen. Chasse à l’homme de l’art spielt im Jahr 2129 und beschreibt im Rückblick die Kunstszene Luxemburgs Anfang des 21. Jahrhunderts aus der Perspektive eines in dem Edelbordell Casino aufgewachsenen Jungen, der sich den Zugang zur Kunst dank alter Ausstellungskataloge des ehemaligen Casino Forum d’art contemporain verschafft hat. La Collectionneuse d’anges zeichnet den Lebensweg eines erfolgreichen Industriellen zum Kunstliebhaber auf. Auslöser ist die Begegnung mit einer kunstaffinen Frau, welche die Fähigkeit hat, tote Künstler, ihre Engel, dank ihrer Liebe zur Kunst gewissermaßen auferstehen zu lassen.

Die Kriminalromanreihe Les Quatre Saisons de l'inspecteur Wagner ist in Zusammenarbeit mit Serge Basso de March entstanden. Es ermitteln Inspektor Wagner und seine Adjutanten Verdi und Nunes in einem die vier Jahreszeiten umfassenden Projekt. Im ersten Roman Les Dessous de la Vierge à l’Enfant wird, im Anschluss an den Raub eines Gemäldes im kunsthistorischen Museum, in Sachen Kunsthandel, Antisemitismus und Neonazismus ermittelt. Ausserdem setzt der Autor intertextuelle Verfahren ein wie z.B. die Übernahme der Gestalt der entlassenen Inspektorin Martine Martin aus den Romanen Miss Mona oder La Énième Mort d’Ernesto Guevara de la Serna, dit le Che von Tullio Forgiarini. Y’a des fausses notes dans la cinquième deckt, ausgehend von einem Mord während eines Konzerts in der Philharmonie, die Rivalitäten und Mauscheleien im Milieu der Straßenbauunternehmer auf. Beide Romane bedienen sich  sowohl klärender Anmerkungen als auch ausgedehnter direkter Leseranrede zur Erklärung des Schreibverfahrens und editorischer Kriterien. In Vrais masques et fausses façades werden, ausgelöst durch einen Mord, Blicke hinter die Fassade luxemburgischer Wohlanständigkeit geworfen und ungeahnte Immobiliengeschäfte, versteckte Liebschaften, ausschweifendes Nachtleben und Drogenkonsum russischer Millionäre aufgedeckt. Wichtiger als der auf luxemburgische Orte und Personen vielfach Bezug nehmende Plot ist Basso und Lunghi das Schreibverfahren mit seinen zahlreichen Anmerkungen, Erklärungen, Zitaten und intertextuellen Verweisen. Darüber hinaus wurden Anita Gretsch (Claire Leydenbach), Nathalie Ronvaux, Jeff Schinker und Tullio Forgiarini eingeladen, mit einem eigenen Textbeitrag in die Handlung des Romans einzugreifen. Les Saigneurs aux anneaux (2022) ist der im Sommer spielende, vierte und letzte Roman der Reihe. Inspektor Wagner und seine beiden Assistenten ermitteln im Fall eines in einer bekannten luxemburgischen Wirtschaftsrechtskanzlei auf Kirchberg tot aufgefundenen Angestellten. Die Ermittlung, die wichtige Anstöße vom Besuch einer Vortragsveranstaltung im Centre national de littérature erhält, führt auf die Spur einer gefährlichen wirtschaftlich-politischen Verschwörung, für die die Vorstellungswelt von J.R.R. Tolkiens Roman The Lord of the Rings (auf Französisch Le Seigneur des anneaux) eine Rolle spielt. Wie in den vorhergehenden Romanen kommt eingeschobenen Autorenkommentaren, spielerischen Textverfahren und ironisch gebrochenen Verweisen auf spezifisch luxemburgische Realia eine große Bedeutung zu.

Schließlich ist Enrico Lunghi als Interpret mehrerer Lieder hervorgetreten, wobei er sowohl für den Text als auch für die Musik verantwortlich zeichnet. Lëtzebuergescht Lidd (2014) ist ein Liebeslied. Monsieur le Ministre (2017) hingegen ist eine Anspielung auf eine in der Folge eines heftigeren Wortwechsels mit einer RTL Journalistin voreilige Verurteilung durch den Kulturminister Xavier Bettel und seine sich daraus ergebende Demission als Direktor des Musée d’art moderne Grand-Duc Jean. In den Büchern Lynchage médiatique et abus de pouvoir. Chronique de l’affaire Lunghi/RTL/Bettel (2018) und “Donc nous avons menti au public”. Dans la coulisse de l’affaire Lunghi/RTL/Bettel (2021) geht Enrico Lunghis Frau Catherine Gaeng auf die Einzelheiten der Mediencampagne ein, die zu Lunghis Rücktritt geführt hat. Covid 19 Rag schließlich befasst sich mit der Corona-Pandemie 2020.

Dieser Artikel wurde verfasst von Germaine Goetzinger

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des arts
    Verwendete Namen
    Enrico Lunghi
  • Titel der Zeitschriften
    kulturissimo. mensuel culturel et socio-politique
    Verwendete Namen
    Enrico Lunghi

Sekundärliteratur

Archiv

  • CNL L-0247
Zitiernachweis:
Goetzinger, Germaine: Enrico Lunghi. Unter: , aktualisiert am 12.11.2024, zuletzt eingesehen am .