René Kollwelter

René Kollwelter besuchte die Grundschule in Luxemburg Weimerskirch und das Lycée de garçons in Luxemburg. Von 1971 bis 1976 studierte er Romanistik an der Universität der Provence in Aix-en-Provence und an der Sorbonne Nouvelle in Paris sowie Politologie am Institut d’Études politiques in Paris. 1980 schloss er das Lehrerreferendariat ab und arbeitete anschließend als Französischlehrer am Lycée classique de Diekirch, am Lycée technique Ettelbrück, am Lycée technique du Centre und am Lycée technique des Arts et Métiers. Darüber hinaus war er als Lehrbeauftragter am Lycée technique professionnel mixte in Septèmes-les-Vallons (Marseille) tätig und von 1999 bis 2004 Direktor der École de la deuxième chance in Marseille.

Von 1971 bis 1973 war Kollwelter Mitglied der Luxemburger Fußballnationalmannschaft. Ab 1977 engagierte er sich für die sozialdemokratische Partei in der Luxemburger Gemeinden- und Landespolitik. In der Folge wurde er 1981 Gemeinderat der Stadt Luxemburg, hatte für die LSAP von 1984 bis 1999 einen Abgeordnetensitz inne und war von 1989 bis 1991 Mitglied des Europarats. Darüber hinaus war er von 1991 bis 1994 Vizepräsident der Abgeordnetenkammer. Im Jahr 1999 zog Kollwelter nach Eygalières bei Aix-en-Provence, wo er zusammen mit seiner Familie eine Pension führte. Nach seiner Rückkehr nach Luxemburg im Jahr 2005 wurde er in den Luxemburger Gemeinderat wiedergewählt und im gleichen Jahr zum Staatsrat ernannt. Er ist Gründer der reformistischen Denkfabrik Générations-Europe, die für ein soziales Europa eintritt. René Kollwelter veröffentlichte verschiedene Beiträge zur Umwelt-, Sozial- und Bildungspolitik, unter anderem Le Nouveau Modèle luxembourgeois (1983), zusammen mit Dulli Frühauf und unter Mitarbeit von François Bausch, Claude Hemmer, Raymond Wagener, Claude Wehenkel und Nico Wennmacher, und 1984 zusammen mit Dulli Frühauf einen Umweltatlas für Luxemburg. Darüber hinaus erschienen verschiedene Beiträge zu Themen wie Politik, Einwanderung, Wirtschaftskrise, Umwelt und Schule in Lëtzebuerger Land, forum, Galerie und Tageblatt.

Mit Voyage au bout des jours veröffentlicht René Kollwelter seine Memoiren, die er in Anspielung auf Célines Voyage au bout de la nuit eine Autofiktion nennt. Das Buch ist ein subjektives Panoptikum einer Politikerkarriere und der politischen Landschaft Luxemburgs seit den 1980er Jahren. Der Protagonist Nicolas, ein Verweis auf den Vornahmen von René Kollwelters Vater, ein CSV-Abgeordneter und Stadtrat, beschreibt stellvertretend für den Autor dessen Aufstieg vom Nationalfußballer, über den beruflichen Einstieg als Französischlehrer, hin zum sozialdemokratischen Berufspolitiker und Amtsträger. Im Narrativ werden alle anderen Personen nur mit Vornamen und Initialen erwähnt. Kollwelter beschreibt seinen politischen Werdegang, spart nicht an Kritik an seinen ehemaligen Mitstreitern, Parteifreunden und politischen Gegenspielern und erzählt Anekdoten aus dem Partei- und Parlamentsalltag. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich das harte Geschäft der Politik ab, in dem vor allem Beziehungen, der Kampf um die Wählergunst und personelle Entscheidungen den weiteren Lebensweg beeinflussen. Darüber hinaus reflektiert René Kollwelter aus der erzählerischen Distanz des Protagonisten Nicolas seine zahlreichen persönlichen und beruflichen Projekte, seine Zeit in Südfrankreich, seine Rückkehr nach Luxemburg sowie seine Erfahrungen im Luxemburger Staatsrat und im Conseil de l’Europe.