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Foto: Josiane Kartheiser


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© CNL

Josiane Kartheiser

Differdingen

Pseudonyme: j.k.

Josiane Kartheiser ist die Tochter von René Kartheiser. Nach dem Abitur 1970 am Lycée de jeunes filles in Luxemburg studierte sie englische und amerikanische Literatur an den Cours universitaires in Luxemburg und von 1971 bis 1974 an der University of Kent in Canterbury. Sie war Journalistin und später Lehrbeauftragte für Luxemburgisch an der Universität Sheffield in England, bei der Stadt Luxemburg und am Centre de langues in Luxemburg, wo sie von 2005 bis zu ihrer Pensionierung 2011 auch Englisch unterrichtete. Kartheisers berufliches Interesse an der englischen und luxemburgischen Sprache äußerte sich in der Mitarbeit am thematisch gegliederten französisch-luxemburgisch-englischen Wörterbuch Parler luxembourgeois - Esou schwätze mir - Living Luxembourgish und am Lehrbuch Da lass. Land, Leit a Sprooch (2000). Sie ist freie Mitarbeiterin von Radio 100,7 und der Zeitungen und Zeitschriften Lëtzebuerger Journal, Tageblatt, Le Jeudi, Kunststoff, Ons Stad, Carrière und Reenbou. Ihre Reportagen beschäftigen sich mit dem Alltag und der Arbeit, insbesondere aus der Perspektive der Frau. 2010 wurde sie für ihr Engagement um die Gleichstellung von Mann und Frau mit dem Anne Beffort-Preis der Stadt Luxemburg ausgezeichnet. 2016 gründete sie zusammen mit Colette Mart und vier anderen gesellschaftspolitisch engagierten Frauen den Verein Femmes pionnières du Luxembourg, mit dem Ziel, durch Ausstellungen, Konferenzen und Veröffentlichungen die Rolle der berufstätigen Frau in Luxemburg zu beleuchten. Die Biografie Ärztin ohne Furcht und Tabus (2022), in der Josiane Kartheiser das Lebenswerk der sich für die sexuelle Selbstbestimmung der Frau einsetzenden Dr. Marie-Paule Molitor-Peffer beleuchtet, schreibt sich in diese Interessengebiete ein.

Josiane Kartheiser veröffentlicht Lyrik, Kurzgeschichten, Glossen, Kabaretttexte, Lieder, Theaterstücke, Hörspiele, literarische Reiseberichte, Kinderliteratur und Literaturkritik auf Deutsch und Luxemburgisch. In Sammelbänden mit Kurztexten zeigt sie Querschnitte durch das Leben und thematisiert mit den Mitteln der Ironie, der Satire, des Sarkasmus und des Humors u. a. das Alter, die modernen Massenmedien, die Konsumgewohnheiten, die Generationenproblematik und die Vereinsamung in der Wohlstandsgesellschaft. Hierbei kritisiert sie immer wieder die unreflektierte Haltung des Einzelnen gegenüber Lifestyleneurosen und dem gesellschaftlich vorgegebenen Normverhalten. In dem 2018 erschienenen Band D’Zukunft läit am Avenir werden neben Texten, die in einem fiktionalen Rahmen Tabuthemen, wie etwa Sexualität im Alter, behandeln, auch als zukunftsweisend geltende Bereiche wie die Digitalisierung, das Nation Branding oder das Space Mining kritisch beleuchtet. Die Texte des 2023 erschienenen Bands Echt jetzt? reflektieren zudem das Verhalten der Gesellschaft während der Pandemie.

Darüber hinaus schreibt Josiane Kartheiser auch längere Prosatexte, in denen Figuren mit ihren teilweise problematischen Lebensentwürfen konfrontiert werden. In der Erzählung Gees de mat? (2014), in der die Karrierefrau Lynn ein Jobangebot in Singapur erhält, verhandelt sie – unter Umkehrung der traditionellen Rollenbilder – die Emanzipation der Frau. Lynn selbst, ihr Mann, ihre Schwiegereltern und ihre Freundin reflektieren die bevorstehende Entscheidung jeweils aus ihrer individuellen Wahrnehmung heraus, so dass alte und neue Klischees und Vorurteile, die um Selbstverwirklichung bzw. Selbstaufgabe kreisen und die gesellschaftliche Realität spiegeln, thematisiert und miteinander konfrontiert werden. Dem Jemp seng Uerdnung (2019) erzählt die Geschichte eines Mannes, der, nachdem er sich in seinem extremen Ordnungs- und Kontrollbedürfnis bis zum asozialen Verhalten hin verrannt hat, die Relativität der eigenen Weltsicht erkennt und einen zaghaften Neuanfang in Erwägung zieht. Déi nächst Etapp (2020) vergleicht aus wechselnden Perspektiven unterschiedliche Reaktionsschemen von Eltern, die mit dem Erwachsenwerden ihrer Kinder konfrontiert werden. Dabei werden eingefrorene Lebensweisen freigelegt und Fragen nach Selbstverwirklichung und familiärem Zusammenhalt gestellt. Gesellschaftskritische Töne kennzeichnen Kartheisers Kurzkrimis der beiden Bände Entführe nicht deines Nächsten Weib (2013) und Die Shabby Chic Tote (2014), in denen sie, mal bitterböse, mal humorig, der kriminellen Energie gewöhnlicher Menschen nachspürt. Zu der Anthologie Luxemburger Leichen (2013) steuerte sie den Kurzkrimi Leonie und der Dieb bei. 2004 veröffentlichte Kartheiser ihr erstes Kinderbuch De Maxi an de Geschichtenerzieler, in dem sie die Flüchtlingsproblematik in den Vordergrund stellt und auf den fortschreitenden Werteverlust in der Gesellschaft hinweist. Bedenkliche soziale Entwicklungen kennzeichnen auch die meisten Erzählungen ihres zweiten Kinderbuches Dem Lou säin abenteuerleche Summer an aner Geschichten (2012).

Außerdem schreibt Kartheiser Beiträge und Gedichte für luxemburgische und ausländische Anthologien wie Händedruck (1981), Essays on Politics, Language and Society in Luxembourg (2000) oder die Sammelbände der Walfer Bicherdeeg (2003, 2006, 2008), Kabarettbeiträge für die Gruppen Bëschzeck und d'Melusinnen und Hörspiele für RTL z. B. Dem Bop säi Krich (1985) und t'as nët einfach (1986). Sie verfasste die Biografie Cornel Meder. Ein Porträt (2004). 1987 war sie Preisträgerin des Journalistenwettbewerbs Menschliches Europa des Europarates. Josiane Kartheiser war Mitglied des LSV bis zu dessen Auflösung 2016; von 2001 bis 2004 war sie dessen Präsidentin. Sie ist Ehrenmitglied des 2020 neu gegründeten Schriftstellerverbandes A:LL Schrëftsteller*innen. Josiane Kartheiser ist Mitglied des Institut Grand-Ducal, Section Arts et Lettres.

Dieser Artikel wurde verfasst von Gast Mannes und Nathalie Jacoby

Veröffentlichungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Carrière. Eischte Lëtzebuerger Fraëmagazin
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Galerie. Revue culturelle et pédagogique
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Jeudi (Le). l'hebdomadaire luxembourgeois en français
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Kunststoff. Kulturmagazin [für Trier, Luxemburg, Saarbrücken]
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Almanach. Red.: Georges Hausemer ; Gestalt.: Heng Ketter
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Journal / Letzeburger Journal / Journal / LJ. Politik, Finanzen a Gesellschaft
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Land (d') / d'Letzeburger Land / LL. unabhängige Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Nuova Europa = Nouvelle Europe = NEeuropa. arts, letters, science
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Ons Stad. éd. par l'administration communale de la Ville de Luxembourg
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Reenbou. revue plurilingue de poésie = pluringual poetry magazine
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Revue / Lëtzebuerger illustréiert Revue
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Schliessfach. Zeitschrift für Literatur und Grafik
    Verwendete Namen
    Josiane Kartheiser
  • Titel der Zeitschriften
    Tageblatt / Escher Tageblatt = Journal d'Esch. Zeitung fir Lëtzebuerg
    Verwendete Namen
    j.k.
    Josiane Kartheiser

Sekundärliteratur

Mitgliedschaft

  • A:LL Schrëftsteller*innen
  • Institut grand-ducal Section des arts et des lettres
  • LSV - Lëtzebuerger Schrëftstellerverband [1986-2016]

Archiv

  • CNL L-20
Zitiernachweis:
Mannes, Gast/Jacoby, Nathalie: Josiane Kartheiser. Unter: , aktualisiert am 11.11.2024, zuletzt eingesehen am .