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Foto: Jean Krier

Jean Krier (2011)
Foto:
© Yves Noir

Jean Krier

Luxemburg Freiburg im Breisgau ()

Jean Krier verbrachte seine Kindheit in Luxemburg. Nach dem Abitur am hauptstädtischen Athenäum 1968 studierte er Germanistik und Anglistik in Freiburg/Breisgau, wo er anschließend zunächst in der Sprachenschule inlingua arbeitete und später Nachhilfestunden gab. 1976 kehrte er nach Luxemburg zurück, wo er zuerst am Collège d’enseignement moyen et professionnel de l’Est in Grevenmacher und ein Jahr später bis 2010 als Gymnasiallehrer für Deutsch am Lycée de garçons in Luxemburg tätig war.

Jean Krier schrieb fast ausnahmslos Lyrik; nur gegen Mitte der 1980er-Jahre veröffentlichte er einige wenige Kurzerzählungen in Anthologien des Luxemburger Schriftstellerverbandes. Er publizierte vor allem auf dem deutschsprachigen Literaturmarkt: Ab 1994 erschienen vier Gedichtbände in den Verlagen Landpresse, Gollenstein, Rimbaud und poetenladen. Einzelne Gedichte veröffentlichte Krier in deutschen, österreichischen und Schweizer Literaturzeitschriften wie Akzente, manuskripte, Sinn und Form, ndl, poet, Konzepte, Jahrbuch der Lyrik, Sprache im technischen Zeitalter, wespennest oder Das Gedicht sowie in verschiedenen Anthologien. 2018 erschienen zwei posthum veröffentlichte und Kriers Ehefrau gewidmete Gedichte mit einem Kommentar in Les Cahiers luxembourgeois.

Jean Krier veröffentlichte vier eigenständige Gedichtbände, die jeweils in Zyklen unterteilt sind. Anlässe, Beobachtungen, Gegenständliches und sprachliche Wendungen bilden für Krier den Ausgangspunkt seiner Gedichte. Er räumt im dichterischen Prozess Lauten oder rhetorischen Elementen einen höheren Stellenwert als Themen ein und schließt damit an Gottfried Benns Auffassung von der Arbitrarität des Faktischen in der Lyrik an. Kriers Gedichte verstehen sich nicht als thematische Verhandlungen von gesellschaftlichen oder politischen Prozessen, sondern als Impressionen des Wahrgenommenen und als Reflexionen. Ihm zufolge verweigert die Dichtungssprache gerade die Verpflichtung auf Sinnvermittlung und rückt stattdessen das Bewusstsein von Sprache in den Mittelpunkt. Kennzeichnend ist der ironische Umgang mit Redewendungen, Sprichwörtern, idiomatischen Wendungen sowie Alltags- und Mediensprache durch Auslassungen, Wortverdrehungen oder sinnentstellende Wortersetzungen. Die daraus erwachsende Sprachkritik versteht Krier als erweiterte Gesellschaftskritik, da er Gesellschaft als Folge von Spracherzeugung begreift. Dichtung ist für ihn folgerichtig ein präzises Diagnoseinstrument, zumindest aber ein Seismograf gesellschaftlich-sprachlicher Fehlentwicklungen, wobei der Tonfall der poetischen Kritik polemisch, boshaft, kalauernd, aber auch humorvoll und witzig, zumeist aber melancholisch ist, der fatalistischen Resignation über die Absurdität der Kommunikation, den Sprachverschleiß und die Sprachvergessenheit immer wieder die vergeblich neue Formulierung entgegensetzend.

Ab den Tableau. Sehstücke (2002) sind die Gedichte in frei-rhythmischen Langversen geschrieben, die Jean Krier aus der amerikanischen Lyrik von Stanley Moss, Charles Simic und John Ashbery entlehnt. Der Offenheit des Versmaßes korrespondiert der seit Herzens Lust Spiele (2010) zunehmende Rückgriff auf die vielgestaltige Odenform, wobei Krier die offenere Form der Elegie und der Hymne strengeren antiken Odenversmaßen vorzieht. Viele Gedichte enthalten Orts- und präzise Datumsangaben, manche sind Privatpersonen oder Kollegen gewidmet. Ein weiteres formales Merkmal seiner Poesie ist, dass er in Kursivschrift Zitate markiert und auf literarische Referenztexte verweist, teils um sich in literarische Traditionen einzuschreiben, teils um einen poetischen Blick auf die Welt zu werfen. Posthum erschienen der Band Eingriff, sternklar (2014) mit unveröffentlichten Gedichten aus dem Nachlass sowie die erstmals einen Überblick über das gesamte lyrische Œuvre Kriers gebende Anthologie Das Ende vom Lied (2019), die zudem die erste Veröffentlichung eines Gedichtbandes des Autors bei einem Luxemburger Verlag darstellt. Beide Sammlungen wurden von Michael Braun herausgegeben.

Alle Lyrikbände enthalten Gedichte über die bretonische Ile d’Ouessant, wo Jean Krier seit 1986 regelmäßig, teils mehrmals im Jahr je eine kurze Zeit weilt. Die Insel, die eine vermeintliche Idylle außerhalb zivilisatorischer Versehrungen verspricht, erscheint in den Gedichten als ein dystopischer Ort, in dem Zerstörung und Auflösung herrschen. Eine von Frank Schablewski zusammengestellte Auswahl bereits veröffentlichter Gedichte zur Ile d’Ouessant erschien 2019 ebenfalls posthum.

Das Gedicht Brixham wurde von Alexander Müllenbach vertont und erschien 1980 auf der Salzburger Schallplattenaufnahme Grieg, Sibelius, Strauss, Müllenbach. Müllenbach vertonte zudem die Gedichte Das Jahr ist hin und Haus am Watt. Für seinen Band Herzens Lust Spiele erhielt er 2011 den Adelbert-von-Chamisso-Preis sowie den Prix Servais. Er war Mitglied des LSV.

Dieser Artikel wurde verfasst von Claude D. Conter und Tim Reuter

Veröffentlichungen

Übersetzungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Akzente. Zeitschrift für Literatur
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    Jean Krier
  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des arts
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    Jean Krier
  • Titel der Zeitschriften
    Gedicht (Das). Zeitschrift für Lyrik, Essay und Kritik
    Verwendete Namen
    Jean Krier
  • Titel der Zeitschriften
    manuskripte. Zeitschrift für Literatur, Kunst, Kritik
    Verwendete Namen
    Jean Krier
  • Titel der Zeitschriften
    Poet (Poet[mag]). Literaturmagazin
    Verwendete Namen
    Jean Krier
  • Titel der Zeitschriften
    pult (das). literatur, kunst, kritik
    Verwendete Namen
    Jean Krier
  • Titel der Zeitschriften
    Streckenläufer. Hrsg. PoCul, Verein für Politik und Kultur, Saarbrücken
    Verwendete Namen
    Jean Krier
  • Titel der Zeitschriften
    transkrit. Revue littéraire - Zeitschrift für Literatur
    Verwendete Namen
    Jean Krier

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Mitgliedschaft

  • LSV - Lëtzebuerger Schrëftstellerverband [1986-2016]

Archiv

  • CNL L-0405
Zitiernachweis:
Conter, Claude D./Reuter, Tim: Jean Krier. Unter: , aktualisiert am 26.10.2023, zuletzt eingesehen am .