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Josy Braun

Joseph Braun
Luxemburg Luxemburg

Pseudonyme: cactus / -cactus- ; fiisschen (de) ; j.b. / jb ; Jeff ; JoB ; Patrick de la Gardelle ; Monni Jéis ; Nekel

Josy Braun wuchs in Wecker auf. Nach der Grundschule in Biwer (1944-1951), Sekundarstudien in Clairefontaine (1951-1955) und obligatorischem Militärdienst arbeitete er bei der Usine de Wecker (1957-1960). Von 1960 bis 1972 war er Gewerkschaftssekretär beim LCGB und von 1973 bis 1991 Journalist beim Tageblatt, zunächst in der Escher Redaktion, anschließend als Agenturchef, zuletzt zuständig für den Bereich Lokalpolitik in der Stadt Luxemburg. Seitdem war er freiberuflich als Schriftsteller tätig. 2006 gründete er den Verlag éditions Josy Braun. Er war mit Josée Klincker verheiratet.

Josy Braun debütierte in den 1960er Jahren mit deutschsprachigen Gedichten und Kurzerzählungen, bevor er sich dem dramatischen Genre zuwandte und überwiegend in luxemburgischer Sprache schrieb. Vier Konstanten lassen sich im literarischen Werk Josy Brauns herauskristallisieren: satirische und gesellschaftskritische Texte, Luxemburger Geschichte, Kinder- und Jugendliteratur und die Beschäftigung mit der luxemburgischen Sprache.

Josy Braun hält in Prosa und Lyrik, in mehr als zehn Hörspielen (darunter auch die Hörspiel-Adaption De Bib bei de Wiichtelcher von Wilhelm Weis) und 25 Theaterstücken sowie in über 30 Revue- und Kabaretttexten, die er u. a. in Zwee riets, zwee lénks, ee fale gelooss versammelte und die er in den Kabarettgruppen Huwwelbänk, Bëschzeck, j.b. mat äis, Cabaret JB und Cabarenert (hier z. T. zusammen mit Roland Gelhausen) aufführte, der Luxemburger Gesellschaft den Spiegel vor. Er bedient sich satirischer Schreibweisen. Soziale Verarmung, Leistungsdruck, Ausbeutung, Umweltverschmutzung, Kulturindifferenz, emotionale Kälte, Doppelmoral, Ausländerfeindlichkeit und die Einschränkung der individuellen Rechte durch den Staat sind wichtige Themen im Werk von Josy Braun. Unter dem Pseudonym de fiischen schloss er an die Tradition von Michel Rodanges Renert an und beschrieb im Tageblatt in 200 kritischen und humorvollen Zeitgedichten Missstände im Alltag als Ausdruck eines zu beklagenden Wertewandels. Die mit Guy Wagner und Guy Rewenig verfasste politische Satire D'Sakgaass (1973), die erste aus der Huwwelbänk hervorgegangene Kollektivarbeit, wurde wegen vermeintlicher Verletzung persönlicher Rechte eines Politikers zwar nicht im städtischen Theater aufgeführt, allerdings im Eisenbahnercasino in Bonneweg sowie im Escher Stadttheater. Seit Ende der 1980er Jahre verfasst Josy Braun Krimis und sozialkritisch angelegte Politthriller, in denen zumeist ein investigativer Journalist Skandale in der Luxemburger Politik und Justiz aufzudecken versucht.

Josy Braun beschäftiget sich des Weiteren mit der Luxemburger Geschichte, sowohl mit der Freiheitssuche, etwa im historischen Drama für 200 Schauspieler T'war derwäert zum 150. Jahr der Unabhängigkeit 1989, als auch mit dem Verschweigen der Geschichte wie in Kréiwénkel. Er erinnert dabei an den Gegensatz von Stadt und Land, indem er ein vergangenes dörfliches Milieu und vergessene Gebräuche in Erinnerung ruft und das bäuerliche und Arbeiterleben zwischen Fron und Wirtshaus schildert. Josy Braun beschreibt, wie historische und politische Umbrüche von den Landbewohnern als einschränkende Einschnitte in das private und gesellige Leben der Dorfgemeinschaft erlebt werden. In dem autobiografisch geprägten Roman Keen Däiwel méi, deen nach Herrgotte keeft, der posthum erschien, wird der Lebensweg des Dorfjungen Théo Bourscheidt erzählt, der sich allmählich von schulischen, elterlichen und vor allem kirchlichen Autoritäten befreit und eigene Wege als Journalist und Schriftsteller geht. Ebenfalls posthum erschien die Krimierzählung Armagnac, in der die in Josy Brauns Werk wiederholt auftauchende Figur des investigativen Journalisten und Privatdetektivs auftritt, die polizeiliche Ermittlungen unterstützt und Geheimnisse aus vergangenen Zeiten freilegt. In Armagnac kritisiert der Autor den kommunalpolitischen und lokalen Mief in dörflichen Strukturen, aus denen auszubrechen es die Familienvergangenheit oder illegale Machenschaften den Betroffenen  erschweren.

Als Kinder- und Jugendbuchautor greift Josy Braun die Themen des sozialen Miteinanders in der Luxemburger Gesellschaft auf und unterstreicht im Gegensatz zu den sozialkritischen und politisch motivierten Texten für Erwachsene stärker die zwischenmenschlichen Beziehungen und die humanistischen Ideale; Kritik ersetzt er durch Vorbilder, wobei er Respekt und Toleranz gegenüber den Menschen und der Natur in den Mittepunkt rückt. In den Kinderbüchern überwiegen Märchenstrukturen und der von Problemen befreiende Einbruch einer Phantasiewelt in den Alltag. Er adaptierte Le petit prince als Märchenspiel und übersetzte Kinderbücher aus dem Englischen oder Französischen ins Luxemburgische. In den Jugendbüchern thematisiert er Adoleszenzprobleme wie Krankheit, Drogenkonsum und Sexualität. Der Jugendroman Abschied von dem Jungen am Synthesizer erschien zunächst als Fortsetzungsroman im Tageblatt.

Josy Braun war ein engagierter Streiter für den Gebrauch des Luxemburgischen als Schriftsprache. Er schrieb den ersten Krimi in luxemburgischer Sprache Porto fir d'Affekoten, wirkte an der Grammaire de la langue luxembourgeoise (2005) mit, gab den mehrfach aufgelegten Ratgeber der luxemburgischen Rechtschreibung Eis Sprooch richteg schreiwen (1986, 2019 an die neue Rechtschreibung angepasst ) heraus, erarbeitete gemeinsam mit Jhemp Hoscheit und Henri Losch das Schulbuch und den sprach- und landeskundlichen Ratgeber Da lass: Land, Leit a Sprooch (1999-2001) und arbeitete am Lesebuch für luxemburgische Literatur Lies a fléi (2003 und 2006) mit. Josy Braun gab ab 1993 Kurse zur Orthografie des Luxemburgischen sowohl am Institut de formation d'administration, heute INAP, als auch in Gemeinden. Er war Mitglied des Conseil permanent de la langue luxembourgeoise und des Institut grand-ducal, Section des arts et des lettres und Vorstandsmitglied des Lëtzebuerger Schrëftstellerverband. Für seine Verdienste um die luxemburgische Sprache erhielt er 1998 die Dicks-Rodange-Lentz- Plakette der Actioun Lëtzebuergesch. Josy Braun beschäftigte sich als Rezensent und Kulturkritiker mit dem Luxemburger Literatur- und Kabarettbetrieb sowie mit der Literatur vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Verschiedene Texte von Josy Braun wurden ins Deutsche, Französische, Englische, Italienische, Russische und Portugiesische übersetzt. Er veröffentlichte in Les Cahiers luxembourgeois, Ons Stad, An der Ucht, Arts et lettres, Kunststoff und im forum sowie in den Anthologien des LSV (Intercity). Beim Concours littéraire national wurden die Erzählungen Recherchierung über Grittys Tod (1978) und De groe Star (2003) ausgezeichnet.

Dieser Artikel wurde verfasst von Claude D. Conter und Claude Kremer

Veröffentlichungen

Sonstige Mitarbeit

Übersetzungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    An der Ucht. Letzeburger Familjekalenner
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  • Titel der Zeitschriften
    Arts et lettres. publication de la Section des arts et des lettres de l'Institut grand-ducal
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  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des arts
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  • Titel der Zeitschriften
    Eis Sprooch (Actioun Letzebuergesch)
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  • Titel der Zeitschriften
    forum. fir kritesch Informatioun iwer Politik, Kultur a Relioun
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  • Titel der Zeitschriften
    Galerie. Revue culturelle et pédagogique
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  • Titel der Zeitschriften
    Kunststoff. Kulturmagazin [für Trier, Luxemburg, Saarbrücken]
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  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Almanach. Red.: Georges Hausemer ; Gestalt.: Heng Ketter
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  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Land (d') / d'Letzeburger Land / LL. unabhängige Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur
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    cactus / -cactus-
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Quartal. Zeitschrift für Literatur
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    Josy Braun
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Wort / d'Wort / LW
    Verwendete Namen
    j.b. / jb
  • Titel der Zeitschriften
    Marienkalender / Luxemburger Marienkalender / Lëtzebuerger Panorama
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  • Titel der Zeitschriften
    nos cahiers. Lëtzebuerger Zäitschrëft fir Kultur
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  • Titel der Zeitschriften
    Nuova Europa = Nouvelle Europe = NEeuropa. arts, letters, science
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  • Titel der Zeitschriften
    Ons Stad. éd. par l'administration communale de la Ville de Luxembourg
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  • Titel der Zeitschriften
    Phare (Le). Kulturelle Beilage - Point de vue culturel
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    Josy Braun
  • Titel der Zeitschriften
    Revue / Lëtzebuerger illustréiert Revue
    Verwendete Namen
    Patrick de la Gardelle
    Josy Braun
  • Titel der Zeitschriften
    Schliessfach. Zeitschrift für Literatur und Grafik
    Verwendete Namen
    Josy Braun
  • Titel der Zeitschriften
    Tageblatt / Escher Tageblatt = Journal d'Esch. Zeitung fir Lëtzebuerg
    Verwendete Namen
    fiisschen (de)
    j.b. / jb
    Jeff
    Josy Braun

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Mitgliedschaft

  • ALJ - Luxemburger Journalistenverband (1925-2017)
  • Cabarenert
  • CPLL - Conseil permanent de la langue luxembourgeoise
  • Institut grand-ducal Section des arts et des lettres
  • LSV - Lëtzebuerger Schrëftstellerverband [1986-2016]
  • Luxemburger Wörterbuch (Jahr 2000)
  • Mondorfer Dichtertage
  • Revue (Theater)

Archiv

  • CNL L-398
Zitiernachweis:
Conter, Claude D./Kremer, Claude: Josy Braun. Unter: , aktualisiert am 09.01.2024, zuletzt eingesehen am .