Pol Greisch
Pol Greischs Leben ist eng mit dem Theater verbunden. Nach dem Gymnasium und den Cours supérieurs trat er in den Staatsdienst ein, nahm aber gleichzeitig bei Eugène Heinen Schauspielunterricht und wurde Mitglied der Theatergruppe Compagnons de la Scène/Lëtzebuerger Theater. Zusammen mit seiner Schauspielerkollegin und späteren Ehefrau Juliette François trat er erstmals anlässlich der Dicksfeier 1955 in dem Stück Den Här an d'Madame Tullepant auf, um fortan bei vielen wichtigen Luxemburger Theaterproduktionen mitzuwirken. 1973 verließ er das Lëtzebuerger Theater von Eugène Heinen und wurde Gründungsmitglied des Théâtre ouvert Luxembourg (TOL). Er stand sowohl in seinen eigenen Theaterstücken auf der Bühne als auch in deutsch- oder französischsprachigen Produktionen des TOL und des Kapuzinertheaters.
Seit den 1960er Jahren ist Pol Greisch schriftstellerisch tätig. Nach ersten Gedichten und kleineren Prosastücken in Die Warte-Perspectives und lochness fand er 1966 mit Äddi Charel zum Theater. Es folgen u. a. Besuch, Ennerwee, Grouss Vakanz, Margréitchen, De laangen Tour und E Stéck Streisel. Seine Stücke siedeln vorzugsweise in der Enge der Luxemburger Gesellschaft und zeigen die Spießer in ihrer Alltäglichkeit und Unfähigkeit, den Zwängen des Milieus zu entfliehen. Mit einer Technik, die an das Absurde Theater von Samuel Beckett und Eugène Ionesco erinnert, und seiner Sprache voll Humor und Melancholie schafft er Antihelden, deren Träume vom unerreichbaren Glück und missglückte Ausbruchsversuche den Mangel an menschlicher Wärme und Kommunikationsbereitschaft im sozialen Gefüge zwischenmenschlicher Beziehungen offen legen. Kiischtebléien lehnt sich an Anton Tschechows Kirschgarten an. Die Theaterstücke Belle-île, Fënsterdall und Dame Blanche thematisieren das Problem des Alterns, der Nähe zum Tod und den ungebrochenen Wunsch nach Zweisamkeit. Unveröffentlicht blieben die Theaterstücke Balthasars Liebe (1979), Bal bis Borodino (1984), Hiren Hipp (1994) und Lovely (2003) sowie das Drehbuch Karl Kranz oder Die Lähmung (1976) und die Szenarien Salle d’attente (1972), Felix (1978) und Lisa (1985).
Neben dem Theater wandte sich Greisch der Prosa zu. Nach kürzeren Beiträgen im Lëtzebuerger Almanach, den Cahiers luxembourgeois und Ons Stad, legte er im Jahr 2000 die autobiografischen Erzählung Aus engem laange Bréif u meng Mamm vor. Selbstvergewisserung und Rekonstruktion des Vergangenen geben hier wie auch in dem Roman Mäi Frënd Benn den Bezugsrahmen ab. Die in den Bänden D’Sonnesäit, De Monni aus Amerika und Tëscht Kaz a Kueder gesammelten Kurzgeschichten kreisen wie die rezentesten Theaterstücke um Befindlichkeiten des alternden, kränkelnden und zunehmend einsamen Menschen. In der Kurzgeschichtensammlung Tëscht Kaz a Kueder stechen zwei Geschichten hervor, die sich ergänzen und ein Ganzes bilden. Während der Ich-Erzähler aus Tëscht Kaz a Kueder sich über das plötzliche Verschwinden seines etwas eigenwilligen Nachbarn schräg gegenüber Gedanken macht, liefert die Geschichte Aus dem Noper senge Notizen die Erklärung dafür. In tagebuchartigen, für den Nachbarn bestimmten Notizen schildert der die letzten Monate seines Lebens, die von Krankheit, Trauer, Einsamkeit und Autonomieverlust in einer psychiatrischen Anstalt gekennzeichnet sind. Eine CD mit den zwei von Pol Greisch gelesenen Geschichten liegt dem Band bei. Musikalisch sind die Texte umrahmt von Musikstücken von Pol Greischs Sohn Cary Greisch. Interpretiert werden sie von Cary Greisch auf der Gitarre und seiner Tochter Coralie am Cello.
Greisch war Mitglied des LSV und ist Mitglied des Institut grand-ducal, Section des arts et des lettres. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise. Beim Concours littéraire national wurden 1979 seine Theaterstücke Grouss Vakanz und Balthasars Liebe prämiert, 1980 trug das Hörspiel E Sieschter Ränetten einen Preis davon und wurde von RTL unter der Regie von Michel Raus produziert. Den Prix Servais erhielt er, wie Nico Helminger, Jean Portante und Guy Rewenig, gleich zweimal: 1993 für die Theatertrilogie Äddi Charel, Besuch und E Stéck Streisel und 2013 für De Monni aus Amerika. 1996 überreichte ihm die Actioun Lëtzebuergesch die silberne Dicks-Rodange-Lentz-Plakette für seine Verdienste um die Luxemburger Sprache. 1998 wurde sein Theaterstück Aarme Louder anlässlich eines Theaterwettbewerbs der Stadt Luxemburg ausgezeichnet. Für sein Gesamtwerk erhielt Pol Greisch 2002 den Prix Batty Weber .
Veröffentlichungen
-
Titel Äddi CharelJahr[ca. 1971]
-
Jahr[1971]
-
Jahr1979
-
Titel Grouss VakanzJahr1980
-
Titel MargréitchenJahr1986
-
Jahr1988
-
Jahr1992
-
Jahr1992
-
Titel E PlattenJahr1995
-
Jahr1997
-
Titel Eng HemelmausJahr1999
-
Jahr2000
-
Titel Wanter & Aarme LouderJahr2001
-
Titel KiischtebléienJahr2003
-
Titel Mäi Frënd Benn. RomanJahr2004
-
Titel Belle-île - FënsterdallJahr2008
-
Jahr2009
-
Titel Dame BlancheJahr2010
-
Jahr2012
-
Jahr2017
Übersetzungen
-
Sprache RUM
Mitarbeit bei Zeitungen
-
Titel der ZeitschriftenArts et lettres. publication de la Section des arts et des lettres de l'Institut grand-ducalVerwendete NamenPol Greisch
-
Titel der ZeitschriftenCahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des artsVerwendete NamenPol Greisch
-
Titel der ZeitschriftenGalerie. Revue culturelle et pédagogiqueVerwendete NamenPol Greisch
-
Titel der ZeitschriftenKrautgarten. Forum für junge Literatur im deutschen SprachgebietVerwendete NamenPol Greisch
-
Titel der ZeitschriftenLëtzebuerger Almanach. Red.: Georges Hausemer ; Gestalt.: Heng KetterVerwendete NamenPol Greisch
-
Titel der ZeitschriftenlochnessheftVerwendete NamenPol Greisch
-
Titel der ZeitschriftenOns Stad. éd. par l'administration communale de la Ville de LuxembourgVerwendete NamenPol Greisch
-
Titel der ZeitschriftenWarte (Die) = Perspectives. Supplément culturel du WortVerwendete NamenPol Greisch
Sekundärliteratur
-
Autor(in) Ed. Kohl
Jahr1966 -
Titel Letzeburger Theater: Äddi Charel Der Weg ins Experiment. In: d'Lëtzebuerger Land 18.11.1966, S. 10Autor(in) E.K. (Ed. Kohl)
Jahr1966 -
Titel Standort Luxemburg. Mit einem Vorwort von Christian Calmes und 9 Zeichnungen von Jean-Paul HoffmannAutor(in) Fernand Hoffmann
Jahr1974
Auszeichnungen
-
Jahr 1979
-
Jahr 1980
-
Name Prix ServaisJahr 1993
-
Jahr 1996
-
Jahr 1998
-
Jahr 2002
-
Jahr 2008
-
Name Prix ServaisJahr 2013
Mitgliedschaft
-
Actioun Lëtzebuergesch - Eis Sprooch (1971- )
-
A:LL Schrëftsteller*innen
-
Compagnons de la scène
-
Institut grand-ducal Section des arts et des lettres
-
Lëtzebuerger Theater
-
lochness Gruppe
-
LSV - Lëtzebuerger Schrëftstellerverband [1986-2016]
-
Théâtre des Capucins
-
T.O.L. - Théâtre Ouvert Luxembourg
Archiv
-
CNL L-106
Weblinks
Fotogalerie
Zitiernachweis:
Goetzinger, Germaine: Pol Greisch. Unter: , aktualisiert am 09.01.2024, zuletzt eingesehen am . -