Edmond Dune
Edmond Dune, eigentlich Edmond Hermann, war der Sohn eines Luxemburgers und einer Belgierin. Sie starben beide, als er zwei Jahre alt war an den Folgen der Tuberkulose. Nach dem Besuch der Primärschule in Athus und in Differdingen, wo seine Tante das ARBED-Kasino betrieb, besuchte Edmond Dune das Collège Saint-Joseph in Arlon, das von seinem Onkel, dem Maristenpater Wittamer, geleitet wurde. Seine Erziehung lag zudem in den Händen seiner älteren Schwester Marie Hermann, die einem Orden beitreten wollte und die 1928 neunzehnjährig starb. Auch Edmond Dune durchlebte Phasen gesteigerter Religiosität.
Edmond Dune studierte Agronomie in Louvain, Brüssel und Nancy. 1935 nahm er die luxemburgische Staatsangehörigkeit an, um dem belgischen Wehrdienst zu entgehen. Infolge einer spirituellen Krise lebte er 1937 einige Zeit im Kloster Notre-Dame-de-la-Trappe in Soligny. 1938 verpflichtete er sich als Belgier Hugues Dardenne für fünf Jahre in der französischen Fremdenlegion und diente in Afrika. 1940 stand er in Diensten des Vichy Regimes des Maréchal Pétain, nach der alliierten Landung in Nordafrika 1942 schloss er sich der France libre an. Nach Ablauf seiner Dienstzeit 1943 ging er zur britischen Armee, wo er mit etwa 50 anderen Luxemburgern, darunter Edmond Pepin, als Teil der belgisch-luxemburgischen Brigade Piron oder Luxembourg Battery an der alliierten Landung in der Normandie und dem anschließenden Befreiungsfeldzug teilnahm.
Nach seiner Rückkehr nach Luxemburg 1945 arbeitete Edmond Dune zunächst als Journalist bei La Meuse-Luxembourg und ab 1946 bei Radio-Luxemburg. 1947 heiratete er die Journalistin Margot Gengler in Esch/Alzette. Gemeinsam planten sie ein landwirtschaftliches Anwesen in Nordafrika zu betreiben, ließen sich jedoch in Luxemburg nieder. Ab 1955 nahm Edmond Dune am Aufbau von Radio-Télé-Luxembourg teil, wo er bis 1979 blieb. Er interessierte sich für Psychologie und Charakterologie und betrieb grafologische Studien. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er verarmt und vereinsamt in Luxemburg-Clausen.
Zwischen 1934 und 1937 veröffentlichte er, teils unter seinem bürgerlichen Namen, teils unter dem Pseudonym Edmond Dune Gedichte z. B. in L'Avant-poste in Verviers und in Les Cahiers luxembourgeois. Ab 1938 schrieb er nur noch unter dem Namen Dune. Der erste Gedichtband Révélations erschien in der Normandie nach seinem Aufenthalt in der Abbaye de la Trappe, während Usage du Temps. Poèmes 1939-1944 die Erinnerungen an die Legionärszeit in Marokko enthält. Es folgten während 40 Jahren Gedicht- und Aphorismensammlungen, Essais, Rezensionen, Theaterstücke. Bei einigen seiner Veröffentlichungen arbeitete er mit seinem Freund, dem lothringischen Grafiker, Setzer und Verleger Jean Vodaine aus Basse-Yutz zusammen, andere Arbeiten wurden von Roger Bertemes illustriert. Zur Wende der 1950er und 1960er Jahre arbeitete Edmond Dune mehrere Jahre für RTL in Paris, doch gelang ihm der literarische Durchbruch in Frankreich nicht.
Edmond Dune sieht die französische Sprache als seine eigentliche intellektuelle Heimat an. Er schrieb mehr Beiträge und Artikel für mehr als 50 in- und ausländische Zeitschriften wie Les Nouvelles Pages de la SELF, Les Cahiers luxembourgeois, Galerie, Les Cahiers du Sud, Simoun, L'Avantposte, Le Temps parallèle, Le Journal des poètes, Dire, Critique, Revue générale des publications françaises et étrangères und Origine von Franco Prete. Einige seiner Texte wurden in Anthologien aufgenommen, etwa in Junge Lyrik aus Luxemburg von Nic Weber (Stierstadt im Taunus 1961), Anthologie de la Troisième Décade 1950-1960 (Brüssel 1963) und Poésie sans frontières von Joseph Paul Schneider (Virton 1969). Höhepunkt seines literarischen Schaffens sind die beiden Gedichtbände Poèmes en prose, erschienen bei den Editions Naaman in Ottawa, und Des rives de l'aube aux rivages du soir. Poèmes choisis 1934-1972, herausgegeben vom Institut grand-ducal, Section des arts et lettres. Edmond Dunes Texte gelten der Erinnerung, der Kindheit und der sich jeglicher Zeitfestlegung entziehenden Natur. Seine Prosagedichte, die weniger hermetisch sind als seine Lyrik, gehen oft von einem konkreten Objekt oder einer bestimmten Stimmung aus, um sie zu allgemeingültigen Werten zu verdichten. Darin hat die Figur des Dichters ihren festen Platz, ein einsamer Träumer, der sich den Nöten der Menschheit öffnet und seine marginale Existenz als Schöpfer zugleich inszeniert und verdammt. In den 1960er Jahren arbeitete Dune an dem Roman Le Chaudron, der jedoch nicht veröffentlicht wurde. Desweiteren plante er in einer späteren Lebensphase den in der amerikanischen Stadt Detroit verorteten Roman Histoire d’une pin-up, ein literarisches Projekt das er jedoch nicht zum Abschluss brachte.
Edmond Dunes Theaterstück Les Taupes wurde im Oktober 1957 im Théâtre du Vieux-Colombier in Paris von der Truppe Marcel Lupovici uraufgeführt. Die Theaterhandlung geht auf eine reelle Begebenheit zurück. Fünf deutsche Soldaten wurden einige Jahre nach Kriegsende lebend in einem Bunker in Warschau gefunden. Jeder der vier Akte endet mit dem Tod eines der Soldaten, die sich mit ihren unterschiedlichen Lebensauffassungen und politischen Einstellungen gegenüberstehen. Der Schwächste unter ihnen, der vor dem Krieg Philosophie studiert hat, überlebt als Einziger. Das Stück Les Tigres geht von einer ähnlichen Ausgangssituation aus und beschreibt, wie japanische Soldaten lange nach dem Zweiten Weltkrieg auf einer Pazifikinsel überleben. Es wurde in Esch/Alzette uraufgeführt, genau wie sein drittes Stück Le Puits de Fuentès, das eine Episode aus dem Spanischen Bürgerkrieg zum Inhalt hat. Hinter einer bitteren, oft gewollt zynischen Fassade schimmert die idealistische Grundhaltung der Protagonisten durch, die sie in Extremsituationen am Leben hält. In seinen einaktigen Stücken, wovon drei erst 1993 uraufgeführt wurden, greift Edmond Dune in humoristischer oder grotesker Form ernsthafte Themen, wie die Ehrlichkeit des Menschen oder die Verlogenheit der Gesellschaft auf und beschwört den freien Menschen, der sich von sozialen Regeln, vorherrschenden Ideologien und falschen Glaubensvorstellungen freigemacht hat. Neben diesen Hauptwerken schrieb Edmond Dune desweiteren zahlreiche Theaterstücke, die nicht veröffenlicht wurden, wie Concerto pour un homme seul et silence, Le Marchand de voix, L’Affaire Payne, Scardanelli, Le Misogyne, Le Gant rouge, Comment faire se lever Sitting Bull, Alice au pays des merveilles de Lewis Carroll, La Ballade de l’amour et de la mort du cornette Christophe Rilke, Quatuor, L’Aumônière, L’École de Pampelune, Le Dernier Roi, Le Testament de Jove, Gloire à Rudois, La Campagne de Russie, Agathe et Baudéa, Coups de théâtre und La Grande Fugue.
Edmond Dune betätigte sich auch als Übersetzer von Texten deutscher und italienischer Autoren wie Walther von der Vogelweide, Georg Trakl, Heinrich von Kleist, Friedrich Hölderlin, Georg Christoph Lichtenberg, Bonaventura, Friedrich Hebbel, Franco Prete, Gaetano Salveti oder Vittorio Sereni. Es bestehen zwei unveröffentlichte Übersetzungen von Les Taupes ins Deutsche, die eine ist von Ernest Bisdorff, die andere von Emma Weber-Brugmann. Einige andere seiner Texte wurden ins Spanische, Ungarische, Tschechische Deutsche, Italienische und Hebräische übersetzt. Zudem malte Edmond Dune und stellte seine Aquarelle aus.
Von 1978 bis 1986 war er Mitglied des Institut grand-ducal, Section des arts et des lettres. 1987 wurde Edmond Dune mit dem neugeschaffenen Prix Batty Weber ausgezeichnet. Posthum erschienen 1988 Auszüge aus seinem unveröffentlichten Roman Les Hasards de Paris in Les Cahiers luxembourgeois sowie eine Auswahl von Prosatexten unter dem Titel Patchwork. Seine Texte gaben Anlass zu sechs Künstlerbüchern, drei davon erschienen posthum bei Vodaine. Einige seiner Gedichte wurden von Norbert Stelmes und René Mertzig vertont. Zwei seiner Gedichtbände blieben ganz oder teilweise unveröffentlicht: Le Miroir double, 1955 angekündigt, erschien doch nicht, während Teile aus Mémoires d'un terrien, im Nachlass, in den Band La Roue et le Moyeu aufgenommen wurden.
2010 wurde die Gesellschaft Les Amis d'Edmond Dune gegründet, deren Ziel es ist Edmond Dune und sein Werk bei einer breiteren Leserschaft bekannt zu machen. Im Rahmen der Arbeiten zur Herausgabe eines vierbändigen Gesammtwerks, das die Lyrik, die Dramen, die Korrespondenz und die Prosa Edmond Dunes begreift, erschien 2011 der erste Band, Œuvres, der von Jean Portante herausgegeben und kommentiert wurde und die Gedichte von Edmond Dune enthällt. 2018 folgte der zweite Band der Gesamtausgabe, der von Frank Wilhelm herausgegeben und kommentiert wurde und die Theaterstücke von Edmond Dune enthält.
Veröffentlichungen
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Titel RévélationsJahr1938
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Jahr1946
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Titel Corps élémentairesJahr[1948]
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Jahr1950
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Titel AphorismesJahr1951
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Titel EnfantinesJahr1951
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Jahr1955
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Titel BrouillardJahr1956
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Jahr1958
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Jahr1959
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Titel Le Dernier RoiJahr1962
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Jahr1962
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Jahr1964
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Jahr1965
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Jahr1965
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Jahr1966
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Jahr1967
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Jahr1968
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Jahr1969
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Jahr1969
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Jahr1969
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Titel RemarquesJahr[1971]
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Jahr1973
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Jahr1973
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Jahr1973
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Jahr1973
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Jahr1974
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Jahr1982
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Jahr1983
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Jahr1983
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Titel À l'enseigne de Momus. Pensées et Maximes. [suivi de] L'Abézédaire ou l'Art de dire en 26 leçonsJahr1984
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Jahr1989
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Jahr2000
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Titel Œuvres. Tome 1: PoésieJahr2011
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Titel Œuvres. Tome 2: ThéâtreJahr2018
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Jahr2021
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Titel Œuvres. Tome 3: ProseJahr2022
Übersetzungen
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Sprache ITA FRE
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Sprache ITA FRE
Mitarbeit bei Zeitungen
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Titel der ZeitschriftenAvant-poste. Revue de Littérature et de CritiqueVerwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenCahiers du Sud (Les)Verwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenCahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des artsVerwendete NamenEdm. D.
Edmond Dune
E.D. -
Titel der ZeitschriftenClarté (L). Hebdomadaire politique et littéraireVerwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenCourrier de Poésie (Le)Verwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenCritique. revue générale des publications françaises et étrangèresVerwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenDire. Revue européenne de poésieVerwendete NamenPaul Wittamer
Edmond Dune -
Titel der ZeitschriftenGalerie. Revue culturelle et pédagogiqueVerwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenGrand-Ducal (Le). moniteur littéraire et politique du LuxembourgVerwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenLëtzebuerger Almanach. Red.: Georges Hausemer ; Gestalt.: Heng KetterVerwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenMeuse[-Luxembourg] (La)Verwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenNeue Luxemburger Kalender (Der). Eine Publikation von Tony JungblutVerwendete NamenEdmond Dune
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Titel der Zeitschriftennos cahiers. Lëtzebuerger Zäitschrëft fir KulturVerwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenNouvelles Pages de la SELF (Les)Verwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenOrigine I. revue franco-italienne de poésieVerwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenPages de la SELF (Les)Verwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenPhare (Le). Kulturelle Beilage - Point de vue culturelVerwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenSimoun. revue littéraire et artistiqueVerwendete NamenEdmond Dune
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Titel der ZeitschriftenTemps parallèle (Le)Verwendete NamenEdmond Dune
Sekundärliteratur
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Titel Revue des livres. Edmond Dune: Revelations. In: Les Cahiers luxembourgeois 4 (1938) 2, p. 510-511Autor(in) N.R. (Nicolas Ries)
Jahr1938 -
Autor(in) Alphonse Arend
Jahr1946 -
Autor(in) Unbekannt
Jahr1946
Auszeichnungen
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Jahr 1957
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Jahr 1979
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Jahr 1987
Mitgliedschaft
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Institut grand-ducal Section des arts et des lettres
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Mondorfer Dichtertage
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SELF / S.E.L.F. - Société des écrivains luxembourgeois de langue française
Archiv
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CNL L-113
Weblinks
Fotogalerie
Zitiernachweis:
Wilhelm, Frank/Seil, Pascal: Edmond Dune. Unter: , aktualisiert am 09.01.2024, zuletzt eingesehen am . -