Wir verwenden essenzielle Cookies, um Ihnen ein besseres Erlebnis auf unserer Website zu gewährleisten. Mehr erfahren

Foto: Michel Rodange


Foto:
© Droits réservés/Alle Rechte vorbehalten

Michel Rodange

Waldbillig Luxemburg-Clausen

Pseudonyme: ** ; *** ; Michel [genannt] Blauäuglein ; D. ; ……E. ; M.R. ; M.R. Méllerdal ; R. ; Rabilliaco ; Von einem pessimistischen Bierphilister ; vun engem Letzebreger ; "Wäschfra" für alle (Eine)

Michel Rodange besuchte von 1845 bis 1847 die kurz vorher gegründete Lehrernormalschule in Luxemburg, wo er ein Mitschüler von Jean-Pierre Kirsch war und den sechs Jahre älteren Nikolaus Steffen kennenlernte. 1847 wurde er Lehrer in Steinsel, nachdem er als Erster den von der Gemeinde Steinsel ausgeschriebenen Concours für eine vakante Lehrerstelle bestanden hatte. 1854 wurde er Oberlehrer in Fels. Da er den Lehrerberuf aufgeben wollte, meldete er sich 1858 beim Straßenbauamt zum Einstellungsverfahren des Cantonal-Piqueurs für Gemeindewege. Als ihm ein Kandidat mit geringerer Qualifikation vorgezogen wurde, blieb er ein weiteres Jahr als Lehrer in Fels. Anschließend war Michel Rodange ein paar Monate als Angestellter bei der Verwaltung der zu den Königlichen Privatdomänen gehörenden Eisenhütte in Fischbach. Von Februar 1860 bis 1862 ersetzte er den erkrankten Piqueur des Kantons Echternach. Im Januar 1862 wurde er Piqueur des Kantons Capellen, im Mai 1866 des Kantons Wiltz. 1873 ließ er sich zeitweilig aus dem Staatsdienst beurlauben und zog als Baukonduktor der Chemins de fer des Bassins houillers du Hainaut mit seiner Familie nach Echternach. Zuletzt war er Hilfskonduktor in Luxemburg-Clausen, wo er bei der Schleifung der Festung Luxemburg mitwirkte und neue Straßen wie die Montée de Clausen entwarf. Michel Rodange war korrespondierendes Mitglied der Großherzoglichen archäologischen Gesellschaft.

Unter dem Einfluss von Nikolaus Steffen I veröffentlichte Michel Rodange 1854 erste deutsche Gedichte in der in Diekirch erscheinenden Zeitung Der Wächter an der Sauer. In dem Aufsatz Die Literatur in Luxemburg trat er für eine eigenständige Luxemburger Literatur ein und unterstützte den von Peter Klein eingebrachten Vorschlag zur Gründung einer "vaterländischen Literaturzeitung". Nachdem es zu Meinungsverschiedenheiten mit Nikolaus Steffen gekommen war, suchte Michel Rodange die Freundschaft des Lehrerkollegen Bernard Kiesel aus Echternach und wurde Mitarbeiter des Echternacher Anzeiger. Einzelne deutsche Gedichte Michel Rodanges erschienen auch in Luxemburger Wort und Courrier du Grand-Duché de Luxembourg. Sie befassen sich mit Themen wie Freundschaft, Geselligkeit, Naturerleben und Treue zum Vaterland und unterscheiden sich von seinem späteren literarischen Schaffen dadurch, dass sie keine politischen und satirischen Aussagen enthalten. 1869 konnte Nikolaus Steffen seinen früheren Kollegen als Mitarbeiter der Literaturzeitschrift Das Vaterland gewinnen.

In seiner Wiltzer Zeit schrieb Michel Rodange, den auch Karl Becker, der Herausgeber der Wäschfra, eine Zeit lang zu seinen Mitarbeitern zählte, den Renert, eine Adaptation des Reineke Fuchs von Goethe. Aus den 12 Gesängen der Vorlage entstand in 14 Gesängen ein eigenständiges Werk, das vor dem geschichtlichen Hintergrund der Krisenjahre 1867 bis 1871 spielt. Die Tiere, die bekannte Luxemburger Persönlichkeiten darstellen, sprechen unterschiedliche Lokalmundarten. Renert stellt eine scharfe Kritik an politischen und sozialen Missständen in der Luxemburger Gesellschaft dar. Michel Rodange beanstandet z. B. die damaligen Schmelzherren mit ihrer Raffgier und die politischen Machthaber im In- und Ausland, die einzig und allein auf ihren Vorteil bedacht sind. Zu dem bei Jean Joris erschienenen Werk bekannte sich Michel Rodange erst in einem zweiten Anlauf, nachdem auf den ersten Exemplaren als Autorenangabe lediglich "vun Engem Letzebreger" gestanden hatte. Das Werk hatte zunächst keinen Erfolg und wurde totgeschwiegen. Erst nach einer Reihe von Vorträgen von Nik Welter und Caspar Mathias Spoo zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der aufwändig inszenierten Jahrhundertfeier 1927 wurde das Werk einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Seither hat es viele Auflagen erlebt. Am bekanntesten sind die Jubiläumsausgabe von Joseph Tockert sowie die Edition von Romain Hilgert mit ausführlichen historischen und politischen Erläuterungen.1945 schrieb François Delvaux eine Bühnenfassung des Renert. 2002 erschien der gesamte Text als Hörbuch.

Michel Rodanges in Wiltz verfasstes Theaterstück Dem Grow Siegfried seï Gold, oder Dem Grow Sigfrid seng Goldkuommer, das eine Bearbeitung des Platen'schen Lustspiels Der Schatz des Rhampsinit darstellt, sowie die bukolische Dichtung D'Lëerchen, oder Dem Le'weckerchen säi Lidd, ein Lob auf das Landleben und den technischen Fortschritt, wurden erst posthum veröffentlicht. Das in der Felser Zeit für sein zweites Kind verfasste Tagebuch Meine Tochter Elisa. Am zehnten September 1856 wurde 1972 in Nouvelle revue luxembourgeoise-Academia mit einem Kommentar von Cornel Meder herausgegeben. Aus der gegen Lebensende verfassten und verschollenen Chronik von Waldbillig wurden zur Jahrhundertfeier von 1927 ein paar Auszüge publiziert.

Michel Rodanges Renert wurde ins Niederländische und ins Englische übersetzt. Seine Figuren und Texte liefern die Vorlage für literarische Figuren und andere Werke, etwa das Bilderbuch Renert von Marcel Ditsch, De Fuuss von Léon MoulinOch eng Spicht vum Renert von Francis Steffen oder De Fuuss am Krich von Émile Colling.
Einige Gedichte von Michel Rodange wurden von Laurent Menager, Louis Petit und Jean Freilinger vertont. Nach dem Autor wurde das Lycée Michel Rodange in Luxemburg benannt.

Dieser Artikel wurde verfasst von Roger Muller

Veröffentlichungen

Übersetzungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Bauerekalenner / Letzeburger Bauere-Kalenner
    Verwendete Namen
    Michel Rodange
  • Titel der Zeitschriften
    Courrier du Grand-Duché de Luxembourg
    Verwendete Namen
    Michel Rodange
  • Titel der Zeitschriften
    Echternacher Anzeiger
    Verwendete Namen
    M.R.
    Michel Rodange
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Wort / d'Wort / LW
    Verwendete Namen
    D.
    Michel Rodange
    M.R.
    M.R. Méllerdal
  • Titel der Zeitschriften
    Nouvelle Revue luxembourgeoise - Academia. éditée par l'Association luxembourgeoise des universitaires catholiques
    Verwendete Namen
    Michel Rodange
  • Titel der Zeitschriften
    Vaterland (Das). Wochenblatt für Luxemburgische National-Literatur
    Verwendete Namen
    ……E.
    Michel Rodange
    M.R.
  • Titel der Zeitschriften
    Volksfreund (Der) I. Freiheit, Gesetzlichkeit, öffentliche Ordnung
    Verwendete Namen
    Michel [genannt] Blauäuglein
  • Titel der Zeitschriften
    Wächter an der Sauer (Der)
    Verwendete Namen
    R.
    **
    ***
    M.R.
    Michel Rodange
  • Titel der Zeitschriften
    Wäschfra (D'). Humoristisch-satyrisches Wochenblatt
    Verwendete Namen
    Michel Rodange
    Von einem pessimistischen Bierphilister
    "Wäschfra" für alle (Eine)

Sekundärliteratur

Mitgliedschaft

  • Société archéologique (Luxembourg) = Société Royale Grand-Ducale pour la recherche et la conservation des monuments historiques dans le Grand-Duché de Luxembourg

Archiv

  • CNL L-064
  • BnL Ms 420, 426, 540, 549, 550, 566a et b
Zitiernachweis:
Muller, Roger: Michel Rodange. Unter: , aktualisiert am 06.06.2024, zuletzt eingesehen am .