Heinrich Stammer
Heinrich Stammer besuchte in Boppard, damals Kurfürstentum Trier, und Trier das Gymnasium und belegte anschließend am dortigen bischöflichen Seminar den philosophischen und theologisch-philosophischen Kurs. Als Hofmeister besuchte er während drei Jahren zahlreiche Erziehungs- und Lehranstalten, darunter jene in Wiesbaden beim Pestalozzi-Schüler Johann de Laspée und 1812 in Ifferten (Yverdon CH), wo Pestalozzi selbst die Schule leitete. Heinrich Stammer wurde 1817 als erster Deutschlehrer in Luxemburg ans Athenäum berufen. Er war ein Vertreter der Turnerbewegung nach 1815 und für seine Vorschläge zur körperlichen Ertüchtigung bekannt. Von seinen Kollegen wurde er angefeindet, weil er im Deutschunterricht die Bibel in einer von der Diözese und von der Schulleitung nicht autorisierten Ausgabe unterrichtete. Zudem gab es Streitereien mit den Kollegen wegen antikirchlicher Aussagen oder nicht abgestimmter Entscheidungen, die 1851 zu seinem Rücktritt führten. Obgleich er 1839 die luxemburgische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, kehrte er nach Deutschland zurück.
Heinrich Stammers vertrat eine puristischen Sprachpolitik und setzte sich für Verdeutschungen ein, die er in Lesebüchern wie Lesebuch (ab 1824) oder Sigtur (1833) und in der Grammatik Deutsches Lese- und Sprachbuch (1824) für den Deutschunterricht am Athenäum darlegte. Darüber hinaus legte er zwei luxemburgische Lieder- und Gedichtsammlungen und französische Lehr- und Rechenbücher vor.
Heinrich Stammers Bedeutung für die Luxemburger Literatur äußerte sich in seinen fördernden Tätigkeiten: So regte der Verfasser einiger Erzählungen viele seiner Schüler am Athenäum zum Dichten an. Um den Mentor bildeten sich nacheinander zwei Gruppen, welche die Lyrik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägten und sich an den Vorbildern Klopstock, Hölty und Schiller orientierten. Zur Polyhymnia gehörten Franz Pergameni, Ludwig Marchand und Karl Gerhard Eyschen, während der sogenannten Heinrich Stammer-Dichterschule Theodor und Peter Adalbert Lenz, Johann Engling, Victor Klein und Peter Klein sowie Heinrich Gloden und Hubert Gloden angehörten.
Heinrich Stammer setzte sich im Beitrag Hermann, der Retter Deutschlands (1842) in der Programmschrift des Athenäums früh mit jenen Dichtern der Aufklärung, der Romantik und der Befreiungsliteratur auseinander, die die literarischen Verhandlungen des Cheruskerführers als Beitrag zur nationalen Identitätsstiftung verstanden. Stammer verfasste auch eine Interpretation zu Goethes Versdrama Hermann und Dorothea (1823).
Veröffentlichungen
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Jahr1823
Sekundärliteratur
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Autor(in) Félix Heuertz
Jahr1922 -
Autor(in) Nik Welter
Jahr1929 -
Autor(in) Pierre Grégoire
Jahr1966
Mitgliedschaft
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Polyhymnia (Stammer Dichterschule I)
Conter, Claude D.: Heinrich Stammer. Unter: , aktualisiert am 14.05.2021, zuletzt eingesehen am .