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Foto: Nik Welter


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Nik Welter

Nicolas Welter ; Nikolaus Welter
Mersch Luxemburg

Pseudonyme: N.W. ; Orion ; Ry ; W.

Nik Welter wuchs in Mersch auf. Nach dem Abitur am Athenäum studierte er von 1889 bis 1893 Germanistik, Romanistik und Philosophie in Luxemburg, Louvain und Paris. Er hospitierte in Bonn und Berlin, ehe er das Referendariat in Luxemburg antrat. Von 1895 bis 1906 war Nik Welter Lehrer am Gymnasium in Diekirch, dann am Athenäum und an den Cours supérieurs in Luxemburg. 1909 gehörte er zu den Lehrern, die bereit waren, unentgeltlich an dem neugegründeten Mädchengymnasium zu unterrichten. Im selben Jahr verbrachte er drei Monate in Wien, wo er literarische Kontakte knüpfte und versuchte, sein Theaterstück Professor Forster, das er zu Professor Forsters Tochter umgearbeitet hatte, beim Burgtheater unterzubringen. 1918 trat Nik Welter auf Vorschlag der Sozialisten als parteiloser Minister für öffentliche Erziehung in die Regierung von Émile Reuter ein, die sich 1918/19 für den Erhalt der Dynastie und der Unabhängigkeit Luxemburgs einsetzte, im gleichen Kabinett waren auch Auguste Collart und Auguste Liesch. Welter demissionierte am 15. April 1921. Von 1922 bis 1936 war er Oberinspektor des Primärschulwesens.

Nik Welter schrieb Gedichte, Theaterstücke und Romane sowie literarhistorische und literaturwissenschaftliche Abhandlungen. Er war Mitarbeiter zahlreicher in- und ausländischer Literaturzeitschriften, z. B. Hochland, Die literarische Warte, Floréal, Academia oder Les Cahiers luxembourgeois. Er pflegte gute Kontakte zu ausländischen Künstlern und Fachkollegen wie zum Romanisten Eduard Koschwitz aus Königsberg, zum Schriftsteller Franz Xaver Thalhofer aus München, zum Sprachwissenschaftler Jules Ronjat oder zum Schauspieler Georg Reimers aus Wien. Viele Texte von Nik Welter sind im Ausland, z. B. in Wien, Frankfurt/Main oder München verlegt worden. 1925 erschien eine Gesamtausgabe seiner Werke bei Georg Westermann in Braunschweig. Sie enthält auch die bis dahin unveröffentlichten Texte Adlers Aufflug. Festspiel zum Schillerjubiläum 1905, Der Wurm. Ein Überrumplungsspiel aus dem Tropenwald in drei Aufzüge sowie Das Vaterunser. Ein Volksstück in einem Aufzug, eine deutsche Übersetzung von D'Vadronser.

Ausgangspunkt der Gedichte von Nik Welter ist oft eine konkrete Begebenheit, eine Sagengestalt wie Melusine, ein Landschaftselement wie etwa die Hochöfen der Minetteregion, die zu hymnischen Gesängen verdichtet werden. Der Burgfrau Tod ist eine literarische Adaptation der Schlossbrunnensage aus Fels, die Heinrich Adolf Reuland unter dem Titel Der Raubritter von Heringen und der Kreuzfahrer von Fels und Bernard Pir unter dem Titel Raubritter und Kreuzfahrer bearbeitet haben. Im gleichen Band Aus alten Tagen findet sich auch die Ballade Der Geiger von Echternach über die Legende vom laange Veit, dieser Stoff wurde später von Nikolaus Warker, Evy Friedrich, Lex Jacoby und Andrée Pundel aufgegriffen. Melusina, Gründungsmythos der Stadt Luxemburg, taucht auch bei Nicolas Gredt, Jeanne Duren, Michel Stoffel, Corinne Kohl-Crouzet oder Yves De Smet auf.

Welters im Januar 1903 in Escher Journal veröffentlichtes Gedicht Die Schmiede löste in der Abgeordnetenkammer einen Zwischenfall aus. Die Rechtspartei sah in dem Gedicht einen Versuch zur Aufhetzung des Volkes und als Aufruf zum Klassenhass, was die sozialistischen Abgeordneten als Anlass zur Verteidigung des Textes nahmen. Welters mehrfach aufgelegter Gedichtband Über den Kämpfen. Zeitgedichte eines Neutralen, in dem er die Kriegsereignisse und die Stimmung in Luxemburg zu Beginn des Ersten Weltkriegs schildert, rief die Reaktion des von 1912 bis 1916 in Luxemburg lebenden deutschen Industriellen Ewald Voß hervor, der 1915 unter dem Ananym Retlew den Band In den Kämpfen. Kritische Zeitgedichte eines Objektiven. Antwort auf die Zeitgedichte Über den Kämpfen veröffentlichte. Ausgehend vom Welterschen Text, dem Voss Deutschfeindlichkeit vorwarf, versuchte er ihn zu widerlegen, indem er den Inhalt Zeile um Zeile in sein Gegenteil verkehrte.

Nik Welters Theaterstücke kreisen um historische Persönlichkeiten wie Mansfeld, Griselinde, Tochter des Ritters von Heringen, oder Kaiser Heinrich VII oder sie zeigen z. T. in naturalistischer Manier den Menschen im Konflikt mit den herrschenden gesellschaftlichen Regeln und Moralvorstellungen. Griselinde wurde 1935 im Rahmen der Echternacher Festspiele von dem jüdischen Exilschauspielerensemble Die Komödie als Freilichtaufführung gegeben. Eine Reihe von Texten der Schaffensperiode vor 1918 wie Lene Frank, Professor Forster und Der Abtrünnige zeichnen sich durch Sozialkritik und Antiklerikalismus aus, während später gemäßigtere Töne anschlagen und die Texte dementsprechend umgeändert wurden. Gemeinsam ist seinen Helden, dass sie starke Persönlichkeiten darstellen, die sich nur in Übereinstimmung mit ihren Prinzipien verwirklichen können. Wegen seines kritischen Romans über Leben und Schicksal des Proletariers Franz Bergg im wilhelminischen Deutschland erhielt er 1913 Einreiseverbot ins Deutsche Kaiserreich.

Literaturwissenschaftlich steht die Beschäftigung mit den Dichtern der provenzalischen Vereinigung Félibrige, Théodore Aubanel, Jóusè Roumanille und Frédéric Mistral, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband, im Vordergrund. Literarhistorisch trat Nik Welter mit einer Geschichte der französischen Literatur in Erscheinung, ehe er sich mit Die Dichter der luxemburgischen Mundart der Geschichte der Luxemburger Literatur zuwandte. Welters Schulbuch Das Luxemburgische und sein Schrifttum, das bis in die Nachkriegszeit mehrfach neu aufgelegt wurde, galt jahrelang als Standardwerk der Geschichte der Luxemburger Literatur. Daneben machte sich Nik Welter um die Rezeption Michel Rodanges verdient, indem er zusammen mit dem Mondorfer Badearzt Martin Klein einige Gesänge des Renert in De Letzeburger kommentierte und in öffentlichen Vorträgen über den bis dahin totgeschwiegenen Dichter referierte. Auch legte er neben dem Originaltext eine Einführung in Michel Rodanges Theaterstück Dem Grow Sigfrid seng Goldkuomer vor. Rivalitäten gab es jedoch zeitweilig zwischen Nik Welter und Batty Weber, diese wurden 1922-1923 im Abreißkalender in der Luxemburger Zeitung einerseits und in einer unter dem Pseudonym Ry gezeichneten Artikelserie im Luxemburger Wort andererseits ausgetragen.

Viele Gedichte von Nik Welter sind vertont worden u. a. von Helen Buchholtz, Max Menager, Henri Pensis, Jules Krüger, Alphonse Foos, Jean-Pierre Kemmer, Kuno Wolf und Engelbert Humperdinck. Die bekanntesten Lieder sind die von Jean-Pierre Beicht vertonten De Wilhelmus und Wie unsre Väter flehten. Alfred Kowalsky lieferte die Musik zur Oper Griselinde, und Lou Koster schrieb u. a. die Musik zum Oratorium Der Geiger von Echternach über den laange Veit,

Einige Werke von Nik Welter sind übersetzt worden, so z. B. Im Dienste und die Abhandlungen über Roumanille und Aubanel ins Französische sowie eine Auswahl seiner Gedichte ins Bulgarische.

2022 dienten Olivier Garofalo die welterschen Werke Die Braut und Im Dienste als Referenztexte für sein Theaterstück Im Umbruch, das er als „neues bürgerliches Trauerspiel“ versteht. Dabei geht es um das durch familiäre Konstellation, Karrieredenken und politisches Engagement hervorgerufene Auseinanderbrechen einer bürgerlichen Kleinfamilie.

1905 und 1907 nahm Nik Welter an den Kölner Blumenspielen teil. Seine Gedichte Eichentod, Danksagung und Die heilige Spinnerin wurden preisgekrönt. 1937 erhielt Welter den von der Universität Bonn verliehenen Joseph von Görres-Preis, mit dem Verdienste um das Deutschtum außerhalb Deutschlands belohnt wurden. In seiner Dankesrede betonte Welter ausdrücklich die Eigenständigkeit Luxemburgs. Nik Welter war Mitglied oder Ehrenmitglied zahlreicher in- und ausländischer Vereinigungen wie etwa Félibrige (Aix-en-Provence, 1901), Institut grand-ducal, section historique (Luxemburg, 1906), Academia Latinitatis Excolendae (Rom, 1932), Deutscher Sprachverein (1932), Institut grand-ducal, section linguistique, de folklore et de toponymie (Luxemburg, 1935) oder Deutsche Akademie (Akademie zur wissenschaftlichen Erforschung und zur Pflege des Deutschtums, 1935).

Dieser Artikel wurde verfasst von Germaine Goetzinger

Veröffentlichungen

Sonstige Mitarbeit

Übersetzungen

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    Academia. Mitteilungen aus dem Luxemburger Katholischen Akademiker-Verein
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  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des arts
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  • Titel der Zeitschriften
    Escher Journal
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    Orion
  • Titel der Zeitschriften
    Floréal. revue libre d’art [et] de littérature = freie Rundschau für Kunst und Litteratur
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  • Titel der Zeitschriften
    Frohes Schaffen = Actif et gai. Monatsschrift für zeitgemässe Luxemburger Volksschulpraxis
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  • Titel der Zeitschriften
    Hémecht (d') - La Patrie. Erausgi vun der Unio'n vun de Letzeburger Freihêtsorganisatio'nen
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  • Titel der Zeitschriften
    Hochland. Monatsschrift für alle Gebiete des Wissens, der Literatur und Kunst
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  • Titel der Zeitschriften
    Jonghémecht / Jong-Hémecht. Zeitschrift für heimatliches Theater, Schrift- und Volkstum
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  • Titel der Zeitschriften
    Landwirth (Der) / Landwirt (Der)
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  • Titel der Zeitschriften
    Letzeburg. Blätter für nationales Leben
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  • Titel der Zeitschriften
    Literarische Warte
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  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Schulfreund. Organ. des Kath.Lehrer- und Lehrerinnenvereins
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    N.W.
  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Volksbildungskalender
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  • Titel der Zeitschriften
    Luxemburger Wort / d'Wort / LW
    Verwendete Namen
    Ry
    N.W.
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    W.
  • Titel der Zeitschriften
    Marienkalender / Luxemburger Marienkalender / Lëtzebuerger Panorama
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  • Titel der Zeitschriften
    Natio'n (D'). Nationalistesch Revue / Rewü
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  • Titel der Zeitschriften
    neue Zeit (Die) = Les Temps nouveaux [1911-1914]. Organ für fortschrittliche Politik und Volksbildung
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  • Titel der Zeitschriften
    Obermosel-Zeitung / OMZ
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  • Titel der Zeitschriften
    Rappel. Organ vun der L.P.P.D. = organe de la Ligue luxembourgeoise des prisonniers et déportés politiques
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  • Titel der Zeitschriften
    Schule und Scholle. Jahrbuch der Landschule
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    Nik Welter
  • Titel der Zeitschriften
    Tageblatt / Escher Tageblatt = Journal d'Esch. Zeitung fir Lëtzebuerg
    Verwendete Namen
    N.W.
  • Titel der Zeitschriften
    Weltstimmen. Weltbücher in Umrissen
    Verwendete Namen
    Nik Welter
  • Titel der Zeitschriften
    Zeitung für kleine Leute
    Verwendete Namen
    Nik Welter

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Mitgliedschaft

  • Bund rheinischer Dichter (Koblenz)
  • Deutsche Akademie - Akademie zur wissenschaftlichen Erforschung und zur Pflege des Deutschtums (München)
  • Félibrige (Aix en Provence)
  • Hémechtssprôch / Heemechtssprooch
  • Institut grand-ducal Section de linguistique, de folklore et de toponymie (1935-97)
  • Institut grand-ducal Section historique
  • Luxemburgische Sprachgesellschaft (1924-35)

Archiv

  • CNL AU-172
  • CNL L-044
  • ANLux
  • BnL Ms 399, 632, 690
Zitiernachweis:
Goetzinger, Germaine: Nik Welter. Unter: , aktualisiert am 09.01.2024, zuletzt eingesehen am .