Marcel Noppeney
Marcel Noppeney war der Sohn luxemburgisch-französischer Eltern. Die Familie sprach französisch unter sich und beschränkte den Gebrauch des Luxemburgischen auf den Kontakt mit dem Hauspersonal. 1883 wurde der Vater Notar in Differdingen und gelangte dank des Aufschwungs der Stahlindustrie zu Wohlstand. Marcel Noppeney lebte bei seinem Großvater in Luxemburg und besuchte dort das Athenäum, wechselte dann nach Echternach und absolvierte 1897 das Abitur am Diekircher Gymnasium. Nach einem Jahr an den Cours supérieurs studierte er Rechtswissenschaften in Nancy, Genf und an der Sorbonne in Paris. Er übte den Beruf des Rechtsanwalts kaum aus. Von 1912 bis 1922 war er Direktor für politische Fragen der Tageszeitung L'Indépendance luxembourgeoise. 1914 gründete er das Comité de secours luxembourgeois aux Français et aux Belges victimes de la guerre. Aufgrund seines Engagements und des Verdachts auf Spionage im Dienste Frankreichs wurde er dreimal in Deutschland zum Tod verurteilt. Die Großherzogin Marie-Adelheid veranlasste eine Umwandlung der Strafe in lebenslange Zwangsarbeit, die er in Dietz an der Lahn absaß. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte er sich für eine politische Annäherung und eine Wirtschaftsunion Luxemburgs mit Frankreich ein. 1920 hielt er an der Sorbonne die offizielle Dankesrede für Maréchal Foch in Erinnerung an die Befreiung Luxemburgs. In den 20er Jahren war er in Paris Richter beim Schiedsgericht des Völkerbundes, das über das Ausmaß der Kriegsschäden in den besetzten Provinzen verhandelte. 1935 kaufte er den Erben von Théodore Pescatore-de Villegas das Schloss in Bofferdingen ab und ließ sich dort nieder. Wegen seiner Ablehnung jeglichen Pangermanismus wurde Marcel Noppeney im Mai 1940 von den Nationalsozialisten verhaftet und für einige Monate in Wittlich festgehalten. 1941 wurde er in Luxemburg-Grund, Trier, Frankfurt/Main und schließlich in Dachau inhaftiert. Nach der Befreiung des Konzentrationslagers kehrte er im Mai 1945 nach Luxemburg zurück, wo sein Schloss geplündert und der Großteil seiner Sammlungen und Manuskripte verbrannt worden war. 1947 heiratete er Madeleine Pescatore-de Villegas. Marcel Noppeney war einer der Ghostwriter von Henry Gauthier-Villars, dem ersten Ehemann von Colette. Für seine patriotische Haltung und seine kulturellen Verdienste erhielt er insgesamt 27 Auszeichnungen, darunter die des Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres de la République française, die ihm 1962 von André Malraux überreicht wurde.
Marcel Noppeney war in Luxemburger Kultur- und Literaturkreisen vielfach aktiv und beteiligte sich organisatorisch und publizistisch an laufenden Debatten, wobei er Streitdiskussionen mit Altersgenossen und jüngeren Kollegen etwa im Umkreis von La Voix des Jeunes nicht scheute. Vor allem aber galt er wie Paul Palgen als Vertreter und Vermittler der französischen Kultur in Luxemburg und engagierte sich für ein französischsprachiges und frankophiles Großherzogtum. Davon zeugt auch Le Complexe d'Ésope, ein Plädoyer für die Reinheit der französischen Sprache. Bereits während seiner Studentenzeit organisierte er 1902 in Luxemburg die Gedenkfeiern zu Victor Hugos 100. Geburtstag und verfasste die Schrift Victor Hugo dans le Grand-Duché de Luxembourg, die in einer Spezialbeilage von L'Indépendance luxembourgeoise erschien, wo er später unter den Pseudonymen G. Manfish und G. Mamphou sowie unter dem Anagramm Le payen de Pencrom schrieb. Marcel Noppeney war mit Frantz Clément und Eugène Forman Gründer von Floréal und zuständig für den französischen Teil der Zeitschrift, in der er Gedichte, Rezensionen und Chroniken veröffentlichte. Im letzten Heft von Floréal inszenierte er sich selbst als "son arrogance le Prince Avril". Marcel Noppeney veröffentlichte des Weiteren in Les Marches de l'Est, La Pensée française, La Belgique française, Vers l'Horizon, Temps nouveaux, Auto-Revue, Chasse et Pêche, D'Hémecht-La patrie, Unio'n, Lëtzebuerger Journal, Les Cahiers luxembourgeois und Arts et lettres. 1934 wurde auf seine Initiative hin die Société des écrivains luxembourgeois de langue française (SELF) gegründet, der er bis zu seinem Tod vorstand. 1952 rief Marcel Noppeney Les Pages de la SELF ins Leben. 1962 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Institut grand-ducal, Section des arts et des lettres.
Marcel Noppeney schrieb Broschüren zur Kunst und Kultur Luxemburgs: Fresez paysagiste et son époque (1932), Des lions de Rémont aux lions de Trémont (1932), L'Œuvre multiple de Nicolas Liez (1933), Les Collections d'art de la Ville de Luxembourg (1949). Des Weiteren beschäftigte er sich mit der Geschichte Luxemburgs in Luxembourg 1830. La Révolution belge et la presse luxembourgeoise (1934), La Pentapole de Laurentvillers. Aperçu historique sur les localités alizontiennes de Lorentzweiler - Bofferdange - Helmdange - Hunsdorf - Blaschette (1953) und L'Aigle de Dalheim (1954). In einigen Essays rühmte er die landschaftlichen historischen und gesellschaftlichen Besonderheiten Luxemburgs: L'Histoire du Luxembourg en deux mille mots (1933), Le Visage du Luxembourg (1948), Tourisme bimillénaire (1949), Les Dix Plaies de la route (1950). In France-Luxembourg (1957) hob Marcel Noppeney die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Ländern hervor. … à Luxembourg, autrefois… erinnert in vier Bänden (1936-1960) an Anekdoten, Persönlichkeiten und Ereignisse aus der Zeit von 1704 bis 1860. 1963 leitete Marcel Noppeney die Herausgabe von La Ville de Luxembourg de 963 à 1963 (1963) und bat Autoren um literarische Beiträge zur Geschichte Luxemburgs. Leben und Werk von Mathieu-Lambert Schrobilgen und Paul Eyschen stellte er in der Biographie nationale von Jules Mersch vor.
Als Lyriker debütierte Marcel Noppeney 1907 mit dem Gedichtband Le Prince Avril, das den Lebensweg eines jungen Adligen und dessen idealistische Weltanschauung beschreibt. Damit war er der erste Luxemburger, dessen Gedichtband in einem Pariser Verlag erschien. Die Gedichte in Signes sur le sable, die als einzige der Zerstörung durch die Nationalsozialisten entgangen waren, verhandeln Marcel Noppeneys Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, seinen Hass auf den Militarismus, seine Liebe zu Frankreich, seine Freundschaften, seine Reisen in Europa, Afrika und in den Nahen Osten sowie die sportliche Betätigung und die Pfadfinderbewegung.
Marcel Noppeney schrieb die beiden Novellen Le Legs de la haine (1952) und L'Âme héroïque de M. Valentin, fonctionnaire luxembourgeois, welche 1921 in L'Alsace française erschien. Die gesammelten Essays Les Considérations du baron Piç, die zunächst in Zeitungen erschienen, sind juristische, literarische, ethische, gastronomische und ästhetische Überlegungen, die auch ironische Passagen über Marcel Noppeney als Schlossherrn enthalten. In den 50er Jahren verlieh er in Rappel seinem Hass gegen die Nationalsozialisten und seinem Unmut über die Luxemburger Exilregierung Ausdruck. Diese polemischen Texte versammelte er in den beiden Bänden Contre eux. Das autobiografische Werk Traits et Portraits erzählt von der Kindheit Marcel Noppeneys in Differdingen und seiner Jugend in Luxemburg und zeichnet eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Pangermanismus bedrohte französisch geprägte Kultur in Luxemburg. Marcel Noppeney erinnert zudem an verstorbene Kollegen wie Maurice Pescatore, Batty Weber und Nik Welter.
Einige Gedichte Marcel Noppeneys wurden von Joseph-Alexandre Müller, Helen Buchholtz und Lou Koster vertont. Henriette Theisen und Marcel Gérard widmeten ihm Gedichte.
Veröffentlichungen
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Jahr1907
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Jahr1936-1960
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Jahr1939
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Jahr1948
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Titel Signes sur le sable. De myrrhe, d'encens et d'or. Poèmes de la guerre et du bagne. Stylogrammes IJahr1949
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Titel Le Legs de la haineJahr1952
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Titel Contre eux. 2 vol.Jahr1953-1956
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Jahr1955
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Jahr1957
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Jahr1958
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Titel Le Complexe d'ÉsopeJahr1959
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Jahr2016
Mitarbeit bei Zeitungen
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Titel der ZeitschriftenAn der Ucht. Letzeburger FamiljekalennerVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenAnnuaire de la Société des Amis des MuséesVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenArts et lettres. publication de la Section des arts et des lettres de l'Institut grand-ducalVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenAuto-RevueVerwendete NamenPayen de Pencrom (Le)
Marcel Noppeney -
Titel der ZeitschriftenCahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des artsVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenChasse et pêche - Lëtzebuerger Juegd a FëscherzeidongVerwendete NamenChasseur de Casquette (Le)
Marcel Noppeney -
Titel der ZeitschriftenFloréal. revue libre d’art [et] de littérature = freie Rundschau für Kunst und LitteraturVerwendete NamenAnasthase La Glu
G. Mamphou
Marcel Noppeney
M.N.
G. Manfish -
Titel der ZeitschriftenFrance-Luxembourg. revue politique, économique et littéraire pour la défense des aspirations et des intérêts réciproques de la France et du LuxembourgVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenGalerie. Revue culturelle et pédagogiqueVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenGrand-Ducal (Le). moniteur littéraire et politique du LuxembourgVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenGrive (La). Ardenne-Champagne-WallonieVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenHémecht (d') - La Patrie. Erausgi vun der Unio'n vun de Letzeburger Freihêtsorganisatio'nenVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenIndépendance luxembourgeoise (L')Verwendete NamenÉchotier (L')
Payen de Pencrom (Le)
M.N.
Saint-Eloi
X.
Candide
Ergoteur (L')
Saint-Santhime
Saint-Santhyme
Marcel Noppeney -
Titel der ZeitschriftenInterférences. Revue mensuelleVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenJournal des professeursVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenLëtzebuerger Journal / Letzeburger Journal / Journal / LJ. Politik, Finanzen a GesellschaftVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenLëtzebuerger Land (d') / d'Letzeburger Land / LL. unabhängige Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und KulturVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenLuxembourg. journal du matin politique et littéraireVerwendete NamenErgoteur (L')
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Titel der ZeitschriftenMarches de l'Est (Les). (Alsace, Lorraine, Luxembourg, Ardennes, pays wallons, Suisse romande) : revue mensuelle illustrée : recueil de littérature, d'art, d'histoire et de politiqueVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenNeue Luxemburger Kalender (Der). Eine Publikation von Tony JungblutVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenPages de la SELF (Les)Verwendete NamenPayen de Pencrom (Le)
Marcel Noppeney -
Titel der ZeitschriftenQuille (La). Journal amusant, illustré, artistique, littéraire et satyrique.Verwendete NamenG. Mamphou
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Titel der ZeitschriftenRappel. Organ vun der L.P.P.D. = organe de la Ligue luxembourgeoise des prisonniers et déportés politiquesVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenScout [FNEL]. organe officiel périodique de la FNELVerwendete NamenMarcel Noppeney
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Titel der ZeitschriftenUnio'n (D'). Organ vun der "Unio'n" [puis] quotidien de la résistance luxembourgeoiseVerwendete NamenPayen de Pencrom (Le)
Marcel Noppeney -
Titel der ZeitschriftenVoix des Jeunes (La) (Voix (La))Verwendete NamenMarcel Noppeney
Payen de Pencrom (Le)Sekundärliteratur
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Autor(in) J.M. (Jacques Meyers)
Jahr1907 -
Autor(in)Jahr1908
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Autor(in) Jim Smiley (Jim Wester)
Jahr1919
Auszeichnungen
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Jahr /
Mitgliedschaft
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Alliance française
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Institut grand-ducal Section des arts et des lettres
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SELF / S.E.L.F. - Société des écrivains luxembourgeois de langue française
Archiv
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CNL L-013
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BnL Ms 362, 479, 677, 802, 819
Zitiernachweis:
Wilhelm, Frank: Marcel Noppeney. Unter: , aktualisiert am 09.01.2024, zuletzt eingesehen am . -