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Foto: Pe'l Schlechter


Foto:
© Wolfgang Osterheld/Collection CNL

Pe'l Schlechter

Paul Schlechter
Luxemburg

Pseudonyme: Pe'l

Pe'l, eigentlich Paul, Schlechter ist der Sohn von Demy Schlechter, der Bruder von Ger Schlechter, der Vater von Pit Schlechter und der Onkel von Lambert Schlechter. Er besuchte ab 1933 das Athenäum und von 1937 bis 1939 die Handwerkerschule in Luxemburg, u. a. die Dekorationsmalerklasse von Josy Meyers. Danach arbeitete er bei verschiedenen Architekten, bevor er im Zweiten Weltkrieg zum Reichsarbeitsdienst und als Zwangsrekrutierter in die deutsche Wehrmacht an die Ostfront u.a. nach Schlesien und Polen musste. In Holland desertierte er und lebte bis zum Kriegsende versteckt in Rotterdan. Nach 1945 wurde er als Zeichner zunächst im Architektenbüro Léon Loschetter und Pierre Reuter engagiert, wo er während fünf Jahren an der Rekonstruktion kriegsbeschädigter Kirchen arbeitete. Anschließend kam er zum Architekten Pierre Gilbert, bevor er dann zehn Jahre lang ein eigenes Grafikatelier in Luxemburg betrieb. Von 1972 bis 1986 wurde er Chef des Services techniques und Hausgrafiker bei der Société des foires internationales de Luxembourg.

Pe'l Schlechter ist ein vielseitiger Grafiker und Zeichner, der neben zahlreichen Plakaten, Broschüren und Buchdeckeln u. a. die Gesamtausgaben der Klassiker der Luxemburger Literatur von Adolf Berens, Auguste Liesch, Tit Schroeder, Willy Goergen, Max Goergen, Michel Rodange, Michel Lentz und Dicks illustrierte. Er zeichnet und sammelt außerdem Ex-libris und ist Mitbegründer des Cercle Pierre Roberti. Zusammen mit Henri Hanlet veröffentlicht er das zweibändige Werk Répertoire de l'ex-libris luxembourgeois des origines à nos jours [Band 1: 1622-1993 (1997), Band 2: 1993-2000 (2019)]. 2001 versammelt der Cercle Pierre Roberti im Band Exlibris 101 von Pe’l Schlechter gestaltete Bucheignerzeichen. 2017 publiziert die Design-Plattform Design Friends eine Broschüre mit einer Kurzbiografie Pe’l Schlechters und mit Beispielen seiner grafischen Werke.

Pe'l Schlechter ist zudem schriftstellerisch tätig. Er ist Autor und Illustrator von Kindergeschichten sowie einer Adaptation ins Luxemburgische des Struwwelpeter. In der Revue schuf er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg die ersten Bildergeschichten rund um die Lausbuben De Bim an de Jopi, von denen zwei Serien veröffentlicht wurden, De ve'ereckege Rondel (1948-1949) und De bloen Hari (1949). Schlechter gilt, neben Gab Weis und Felix Mersch, als einer der Väter der Comics in Luxemburg. Er schrieb auch das unveröffentlichte Hörspiel Déi vum anere Stèr. Als Mitarbeiter von d'Lëtzebuerger Land und Revue, Les Cahiers luxembourgeois, nos cahiers, Cahiers de Bourscheid, Die Warte-Perspectives und Eis Sprooch (Verein AL) publizierte er ebenfalls humorvolle Gedichte und Kurzgeschichten. Seine Geschichten erschienen auch im Sammelband Fester feieren anlässlich des 20jährigen Jubiläums der Walfer Bicherdeeg. 2017 illustriert und übersetzt Schlechter die Kindergeschichte Anni et le secret des Raschpëtzer von Hénoké Courte ins Luxemburgische.

Im Alter von 91 Jahren veröffentlicht Pe’l Schlechter seine Memoiren De Pol muss an de Krich über seine Erlebnisse in der Zeitspanne des Zweiten Weltkrieges. Seine autobiografischen Aufzeichnungen beginnen im Jahr 1938 mit der Schilderung seiner ersten Liebe in einer prüden, von der katholischen Kirche beeinflussten Atmosphäre. Der große Einschnitt in seinem Leben beginnt mit der deutschen Invasion am 10. Mai 1940. In lebendigen Details beschreibt er die schrittweise von der deutschen Besatzung vorgenommene Nazifizierung der Luxemburger, die vielfältigen Reaktionen der einheimischen Bevölkerung auf die Unterdrückungsmaßnahmen der Nazis und seine Zwangsrekrutierung in den Arbeitsdienst und in die Wehrmacht. Weiter geht er auf seine Ausbildung als Flieger-Führer und seine Aufenthalte in Frankreich, Norddeutschland und die Niederlande, von wo aus er mit Hilfe von holländischen Resistenzorganisationen desertiert. Pe’l Schlechter schildert seine Abenteuer und menschlichen Begegnungen in vielen witzigen und rührenden Anekdoten auf eine sehr differenzierte Art und Weise, was sein Buch zu einer wichtigen Quelle für diese Epoche der Zeitgeschichte macht.

In Wéini kënnt fréier erëm? zeichnet Pe’l Schlechter seine Kindheits- und Familienerinnerungen der Zwischenkriegszeit auf. Er wird als jüngster Sohn von fünf Geschwistern auf dem Limpertsberg geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters bringen seine Mutter und Tante Virginie Muller, die als Chef-Verkäuferin in einem Modegeschäft in der Großgasse arbeitet und die von Poutty Stein im Lied O Wirsch! verewigt wird, die siebenköpfige Familie durch die schweren Zeiten. Die Primärschuljahre, die Kommunionfeier, die Schobermesse, kuriose Familienmitglieder und Traditionen werden in einer Reihe von authentischen Geschichten dargestellt. Schlechter schildert auch die kulturellen und sportlichen Institutionen und Organisationen der Stadt Luxemburg wie Theater, Kinos, Revuen, Konzerte, Badeanstalt sowie die Pfadfinder. Er setzt der Lebensleistung seiner Geschwister Anni, Rob, Ger und Vic sowie der Theaterleidenschaft seines Bruders Ger, dessen Tochter Annette sowie dessen Schwiegertochter Christiane, Frau seines Neffen, des Schriftstellers Lambert Schlechter, ein Denkmal. Mit seinen Memoiren, verfasst in einem leichten, humoristischen Ton, gelingt es Pe’l Schlechter, die kollektive Erinnerung an eine kulturell engagierte Familie zu bewahren.

Der 2023 erschienene Kurzprosaband Einfach esou versammelt dreißig, größtenteils unveröffentlichte und weniger autobiografisch geprägte Erzählungen aus den vergangenen fünfzig Jahren. Die humorvollen Anekdoten und satirischen Schwänke zeichnen sich durch ihre unwahrscheinlichen Handlungen, ungewöhnlichen Figuren und fantasievollen Wendungen aus.

Beim Saarländischen Mundartwettbewerb wurde Pe'l Schlechter 1989, 1991 und 1993 für die Gedichte Eng Zammerkëscht und Déi do uewen ausgezeichnet, 1991 mit dem Gëllene Schniewel. Zusammen mit seinem Bruder Ger Schlechter erhielt er 1995 die silberne Dicks-Rodange-Lentz-Plakette der Actioun Lëtzebuergesch. Für De Pol muss an de Krich bekam er den Lëtzebuerger Buchpräis 2013.

Dieser Artikel wurde verfasst von Roger Muller und Claude Kremer

Veröffentlichungen

Sonstige Mitarbeit

Mitarbeit bei Zeitungen

  • Titel der Zeitschriften
    An der Ucht. Letzeburger Familjekalenner
    Verwendete Namen
    Pe'l
  • Titel der Zeitschriften
    Cahiers luxembourgeois (Les). revue libre des lettres, des sciences et des arts
    Verwendete Namen
    Pe'l Schlechter
  • Titel der Zeitschriften
    Eis Sprooch (Actioun Letzebuergesch)
    Verwendete Namen
    Pe'l Schlechter
  • Titel der Zeitschriften
    Kompass (De) [CAJL]. Zäitschrëft vum AJISSEM
    Verwendete Namen
    Pe'l Schlechter
  • Titel der Zeitschriften
    Lëtzebuerger Land (d') / d'Letzeburger Land / LL. unabhängige Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur
    Verwendete Namen
    Pe'l Schlechter
  • Titel der Zeitschriften
    nos cahiers. Lëtzebuerger Zäitschrëft fir Kultur
    Verwendete Namen
    Pe'l Schlechter
  • Titel der Zeitschriften
    Ons Jongen. organe de la ligue des conscrits luxembourgeois réfractaires au service militaire allemand
    Verwendete Namen
    Pe'l
  • Titel der Zeitschriften
    Revue / Lëtzebuerger illustréiert Revue
    Verwendete Namen
    Pe'l Schlechter
  • Titel der Zeitschriften
    Revue de la Jeunesse. éditée par la Croix-rouge luxembourgeoise
    Verwendete Namen
    Pe'l Schlechter
  • Titel der Zeitschriften
    Warte (Die) = Perspectives. Supplément culturel du Wort
    Verwendete Namen
    Pe'l Schlechter

Sekundärliteratur

Auszeichnungen

Mitgliedschaft

  • Cercle Pierre Roberti [amateurs de ex-libris]

Archiv

  • CNL L-0312
Zitiernachweis:
Muller, Roger/Kremer, Claude: Pe'l Schlechter. Unter: , aktualisiert am 05.11.2024, zuletzt eingesehen am .